Sonntag, 7. Oktober 2018

WUNDERbares Buch!

In seinem Buch "Wunder wirken Wunder"  schafft Eckart von Hirschhausen auf äusserst amüsante und unterhaltsame Art und Weise die Gratwanderung zwischen Schul- und Alternativmedizin.


http://www.hirschhausen.com/buecher/wunder-wirken-wunder.php

Das Buch liest sich sehr gut und kann problemlos als (Ferien-)Lektüre empfohlen werden. Es verfügt über amüsante Bilder, witzige Fotos und liebevolle Details (z.B. den kleinen Zauberpinguin, der sich unten rechts durchs ganze Buch bewegt und auch als "Daumenkino" animiert werden kann).

Hirschhausen schreibt zwar sehr unterhaltsam, doch was er schreibt, hat Hand und Fuss! Gleich schon zu Beginn schreibt er in seiner Einführung, dass es ihm nicht gelingen wird, den Streit zwischen Schul- und Alternativmedizin zu schlichten (obwohl dies sein anfängliches, ehrgeiziges Ziel war). "Ich bin den Streit zwischen Schul- und Alternativmedizin leid, die in endlosen Grabenkämpfen viel Energie verlieren und es dem Patientn schwermachen, sich in den verschiedenen Welten gut zurechtzufinden. Ich möchte erklären, wie mann 'wirksam' von 'unwirksam' unterscheiden kann, warum das machbar ist, aber oft nicht gemacht wird. Und ich möchte Ihnen erläutern, dass den grössten Hebel für Ihre Gesundheit Sie selbst in der Hand haben." (S. 13/14). Dies gelingt Hirschhausen vortrefflich!

In seinem Buch entlarvt Hirschhausen Philippinische Wunderheiler, zeigt auf, wie kinesiologische Muskeltests funktionieren und zieht mit einem Augenzwinkern und deutlichen Worten über Homöopathie ("Wenn man wissenschaftlich korrekt vorgeht, beruht die Wirkung der Homöopathie nicht auf spezifischen Eigenschaften der Globuli, sondern auf dem Drumherum.") und Bioresonanz her. Aber auch mit der Schulmedizin geht er hart ins Gericht und sagt klar, dass man viele unnötige Operationen und nutzlose Behandlungen anbietet, anstatt sich Zeit für ein echtes Gespräch zu nehmen.

Entspannend ist auch seine Aussage "Selbstverantwortung ist wichtig, Selbstkasteiung braucht niemand.". Er distanziert sich ganz klar von der Haltung vieler alternativen Heilmethoden, wonach wir die Verantwortung für unsere Krankheiten zu übernehmen haben: "Es gibt weder eine Krebs- noch eine Herzinfarktpersönlichkeit. [...] Der Einfluss der Psyche wurde überschätzt, und das ist eine grosse Erleichterung, die sich herumsprechen sollte." Allerdings schreibt er etwas weiter unten: "Bei einer der häufigsten Erkrankungen, den unspezifischen Rückenschmerzen, spielt in den allermeisten Fällen die Psyche eine grosse Rolle."

Ausserordentlich gut gefällt mir seine Aussage in der Mitte des Buches (S. 250): "Ein echtes Wunder wäre es, wenn wir aufhören würden, unseren Körper als Feind zu betrachten und ständig gegen etwas zu kämpfen. Gegen Falten, gegen graue Haare, gegen Kilos. Sobald wir mit der Selbstzerstörung aufhören, beginnt die Selbstheilung."

Hirschhausens Buch ist wirklich ein Wunderwerk, das man immer wieder zur Hand nehmen und in dem man immer wieder nachlesen kann. Es gibt darin auch handfeste Tips und im Alltag gut umsetzbare Ratschläge. Und letztlich ist das Buch selber auch Medizin, weil es einen immer wieder zum Lachen bringt!

Im letzten Kapitel schreibt Hirschhausen: "Der Gesundheitsmarkt ist eben keine reine Wissenschaft, sondern immer auch Unterhaltungsindustrie. Aber die 'Show' der Mediziner, ihre Fähigkeit zu spüren, was wer braucht, all das ist in den letzten 100 Jahren ignoriert worden, mit dem Ergebnis einer tiefen Krise des Vertrauens in die Wissenschaft bei gleichzeitiger Überbehandlung und Flucht in die Alternativmedizin." (S. 487)


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