Dienstag, 29. April 2014

Grüntee ist gut fürs Gedächtnis

Green tea extract boosts your brain power, especially the working memory, new research shows -- ScienceDaily



Obiger link führt zu einem Artikel über eine Studie, welche Prof. Christoph Beglinger (Universittsspital Basel) sowie Prof. Stefan Borgwardt (Psychiatrische Uniklinik) über den Zusammenhang von Grüntee und Gehirnfunktion gemacht haben.



Männliche (ich frage mich, wieso keine weiblichen) Versuchsteilnehmer erhielten einen Drink mit einigen Gramm Grüntee-Extrakt, bevor sie Gedächtnisaufgaben lösten. Das MRI, welches die Forscher währenddessen machten, zeigte, dass der Parietal- und der Frontalbereich des Gehirns besser miteinander arbeiteten und verbunden waren. Borgwardt sagt, dass dieser Befund darauf schliessen lasse, dass Grüntee die synaptische Plastizität kurze Zeit vergrössere. Die Probanden zeigten nach Grüntee-Einnahme jedenfalls eine bessere Denkleistung.



Hier ein link der Uni Basel zum Thema:

http://www.unibas.ch/unibas_print.cfm?uuid=3B0406F996516AA7C4F27E7FD2CE0DC7&ShowFullText=1




Dienstag, 15. April 2014

Wundermittel im Kopf

TitelbildUnter diesem Titel erschien 2007 im Spiegel ein hochspannender Artikel. Darin werden verschiedene neurologische Studien der führenden Forscher (u.a. Jon-Kar Zubieta und Fabrizio Benedetti) zum Placebo-Effekt beschrieben. Man kann neben spannenden Experimenten auch Erstaunliches aus der Welt der Medizin lesen. So enthalte in den USA etwa 1/3 aller Medikamente gar keine Wirkstoffe und gemäss einer Umfrage verabreichten in Israel 60% der Ärzte wissentlich Scheinbehandlungen.

"Die Befunde der Wissenschaftler lassen keinen Zweifel: Egal ob kranke Menschen Arzneimittel nehmen, sich operieren lassen oder einfach mit einer Therapeutin oder einem Therapeuten reden - jede medizinische oder psychologische Zuwendung ist angetan, Selbstheilungskräfte des Körpers freizusetzen. Die menschliche Vorstellungskraft, so der Turiner Benedetti, könne im Körper "Mechanismen in Gang bringen, die jenen ähneln, die von Arzneimitteln aktiviert werden"."

"An den Signalen des Positronenemissionstomografen können die Forscher ablesen, wie sich körpereigene Schmerzmittel (Endorphine) an die Rezeptoren im Gehirn binden. Reine Suggestion führt folglich zu einer biochemischen Antwort im Gehirn - wodurch die Pein der Probanden messbar nachlässt. "Die Erwartungshaltung", sagt Zubieta, "bewirkt reale Veränderungen im Körper."

Ein anderer Forscher, der die Macht der Suggestion im Gehirn dingfest machen konnte, ist Fabrizio Benedetti von der Universität Turin. Er und seine Kollegen haben Menschen untersucht, die an Schüttellähmung (Parkinson) erkrankt sind. Bei diesem Leiden ist die Aktivität der Nervenzellen in einem bestimmten Hirnareal krankhaft erhöht, den Betroffenen zittern die Hände. Dottore Benedetti verabreichte einigen seiner Patienten eine Kochsalzlösung - versicherte ihnen aber, es handle sich um eine wirkmächtige Arznei.

Und siehe da: Dermaßen waren die Kranken von dem Heilsversprechen beeindruckt, dass sich ihre allzu nervöse Gehirnregion entspannte. Die Neuronen feuerten merklich weniger, wie Messungen an einzelnen Nervenzellen offenbarten. Und in dem Maße, in dem sich das Neuronengewitter abschwächte, schwand auch das Tattern der Patienten."

Weiter später kann man lesen: "Enorm ist der Einfluss des Placebo-Effekts in der gesamten Medizin, wie groß genau, das lässt sich schwer beziffern. Bei den meisten Erkrankungen, schätzt der amerikanische Kardiologe Brian Olshansky, "trägt Placebo zu 30 bis 40 Prozent zum Nutzen der medizinischen Maßnahmen bei"."

Dieser Artikel ist echt lesenswert und enthält viele Informationen darüber, wie unser Bewusstsein auch völlig subversiv beeinflusst werden:

"Geradezu unheimlich ist es, in welchem Ausmaß negative Manipulation das Wohlbefinden von Menschen beeinträchtigen kann. Becca Levy von der Yale University School of Public Health in New Haven, Connecticut, hat das am Beispiel des Altersrassismus dargelegt. Sie ließ gesunde Testpersonen, die älter als 60 Jahre waren, einen Rechentest am Computer absolvieren. Währenddessen blitzten verschiedene Begriffe zum Thema Altern am Rand des Bildschirms auf, so schnell, dass sie von den Testpersonen nur unterbewusst wahrgenommen wurden.

Bei der einen Gruppe wurden positive Begriffe wie "weise", "belesen" und "kultiviert" eingeblendet, bei der anderen negative Stereotype wie "verwirrt", "senil" und "hinfällig". Ergebnis: Die negativ manipulierten Menschen schnitten in dem Rechentest deutlich schlechter ab. Überdies war ihr Blutdruck erhöht, und sie zeigten Anzeichen von nervösem Schweiß. Das bedeutet: Unterschwellige Verunglimpfung verschlechtert die Körperphysiologie."


Sonntag, 13. April 2014

Das Karma in unserem Erbgut

Unter diesem vielversprechenden Titel publizierte die NZZ am Sonntag heute einen Artikel zur Epigenetik. Mich freut's, wenn man lesen kann: "Wie du dein Leben verbringst, beeinflusst nicht nur deine eigene Gesundheit, sondern auch die deiner Kinder und Kindeskinder."

Und hier das Ende des Artikels im O-Ton: "Das gilt einerseits für negative Erlebnisse. Spector erwähnt Versuche an Ratten, die früh von ihren Müttern getrennt wurden und ohne deren Streicheleinheiten aufwachsen mussten. Sie zeugten Nachkommen, die sich auch zwei Generationen später ängstlicher als ihre Artgenossen verhielten. Schlechtes epigenetisches Karma ist auch bei Menschen nachgewiesen worden, etwa in der berühmten Studie über die Nachkommen von niederländischen Frauen, die 1944 während des «Hungerwinters» schwanger waren: Deren Kinder und – in einem geringeren Ausmass – sogar deren Enkelkinder erkranken überdurchschnittlich häufig an Diabetes und Schizophrenie.

Doch andererseits hinterlassen auch positive Erlebnisse ihre Spuren im Erbgut. Die eigenen Kinder solle man möglichst oft liebkosen und herzen, auf dass sie epigenetisch auf ein mehr von der Liebe und weniger von der Angst geleitetes Leben eingeschworen werden, rät Spector seinem Publikum. Und er fügt hinzu: «Das werden sie brauchen, wenn sie sich um uns kümmern müssen, wenn wir alt und inkontinent sind.»


Hier kann man Tim Spector an einem Vortrag am Kings College in London "in action" erleben - faszinierend!




Freitag, 11. April 2014

Das Wesen unseres Bewusstseins werden wir niemals erfassen

In der NZZ am Sonntag vom 6. April 2014 erschien unter diesem Titel ein Interview, das Theres Lüthi und Nina Streeck mit dem Arzt, Philosophen und Dichter Raymond Tallis geführt haben. Tallis wurde vom britischen Magazin "The Economist" als einer der wenigen Universalgelehrten unserer Zeit bezeichnet. Tallis kritisiert die moderne Neurowissenschaft, weil diese menschliches Verhalten mit Bildern von Hirnaktivitäten erklären möchte. Tallis ist davon überzeugt, dass Verhalten nicht identisch mit der Hirnaktivität ist. Laut Tallis sind die Korrellationen zwischen Hirnverletzungen und Verhaltensausfällen recht schwach, wobei er gleichzeitig einräumt "Aber natürlich gibt es einige Korrelationen zwischen Hirnverletzungen und Verhalten."

"Wir können die Aktivität jeder einzelnen Nervenzelle messen. Aber was haben wir davon? Wir erfahren nicht mehr über das Wesen der Liebe als durch die Lektüre von Marcel Prousts 'A la recherche du temps perdu' oder durch das Hören eines Popsongs. Ich glaube nicht, dass wir Zeit für weitere Forschung brauchen, sondern dass wir auf diese Weise niemals ankommen werden. Die Neurowissenschaft wird helfen, etwas über die notwendigen Bedingungen des Bewusstseins oder einiger Verhaltensweisen zu erfahren. Aber das Wesen unseres Bewusstseins werden wir niemals erfahren, davon bin ich überzeugt."

Tallis ist davon überzeugt, dass mit den Gesetzen der Physik niemals beschrieben werden könne, wie Farben auf uns wirken oder wie Ärger, Freude oder Angst sich anfühlen. "Die Physik kann verschiedene Phänomene nicht erklären, die aber absolut zentral sind für eine Beschreibung des Bewusstseins." Als Beispiel führt Tallis an, dass unser Bewusstsein gleichzeitig mehrere Dinge wahrnehmen kann (z.B. worauf wir sitzen, wen wir dabei sehen und wo wir uns befinden) und sich dabei bewusst ist, dass es sich hierbei um ganz verschiedene Dinge handelt. "Wir haben kein physikalisches Modell, das diese Einheit und Verschiedenartigkeit gleichzeitig erklären kann. Man hat die Quantenkohärenz herangezogen, aber das ist Unsinn, denn sie dauert nur 10-43 Sekunden. Selbst Teenager haben eine längere Aufmerksamkeitsspanne. Aber viel wichtiger ist die Tatsache, dass wir zeitlich ausgedehnte Wesen sind. Ich erinnere mich daran, wie ich Sie vor zehn Minuten getroffen habe. In der Welt der Physik finden wir für unseren Sinn für die Vergangenheit oder die Zukunft keinen Anhaltspunkt. Albert Einstein hat darauf hingewiesen, dass es keine physikalisch beschreibbaren Zeitformen der materiellen Welt gibt. Vergangenheit und Zukunft sind für unser Bewusstsein entscheidend, kommen aber in der physikalischen Welt schlicht nicht vor. Wer das Gehirn als materiellen Gegenstand begreift, muss sich deshalb fragen, wie es die Basis für unser Bewusstsein sein kann für das doch Zeit eine wichtige Rolle spielt. Materialistische Ansätze sind meines Erachtens bankrott."

Tallis lehnt zwar den Materialismus ab, hat aber keine eigene Theorie des Bewusstseins. So sieht er seine Rolle denn auch nicht unbedingt darin, neue Theorien zu entwickeln, sondern vielmehr darin, auf falsche Denkansätze aufmerksam zu machen, um so als "bescheidener Gärtner" den "Müll auf dem Weg zur Wahrheit" zu entfernen. Tallis ist zwar Atheist, doch am Ende des Interviews sagt selbst er: "Allerdings kann die Biologie nicht alles erklären. Damit bleibt etwas offen."

Dienstag, 1. April 2014

Nicht die Gene prägen den Menschen - der Mensch prägt die Gene

Bei der Vorbereitung meines Referates anlässlich der Jahresversammlung der Naturärzte-Vereinigung der Schweiz bin ich auf folgenden hochspannenden Artikel gestossen, aus dem ich einen kurzen Ausschnitt zitieren möchte:

"Dr. Mason behandelte einen fünfzehnjährigen Jungen mit Hypnose gegen Warzen. Der Fall war besonders schwer, da die lederne Haut des Jungen am ganzen Körper mehr der eines Elefanten als der eines Menschen glich. Während der Junge sich in einer hypnotischen Trance befand, erzählte ihm Mason, als erstes werde sein Arm heilen und später der ganze Körper eine normale rosafarbene Haut bekommen. Eine Woche später war die Lederhaut des Armes tatsächlich verschwunden, und nach einigen weiteren Sitzungen wurde die gesamte Haut des Jungen dauerhaft gesund.

Allerdings litt der Junge gar nicht an Warzen (eine Fehldiagnose seines Hausarztes), sondern an einer bis dahin als unheilbar gegoltenen Erbkrankheit namens kongenitale Ichthyose!

Als das British Medical Journal einen Artikel über den Fall publizierte, verursachte dieser eine Sensation. Obwohl Mason daraufhin zahllose andere Patienten mit derselben Krankheit behandelte, konnte er seinen Hypnose-Erfolg nicht mehr wiederholen. Sein eigener Unglaube, daß er mit Hypnose eine „unheilbare“ Krankheit besiegen könne, stand ihm im Weg."

Quelle: http://www.zeitenschrift.com/artikel/nicht-gene-praegen-den-menschen-der-mensch-praegt-die-gene#.Uzr_KmKKV8F

Spannend ist einerseits die Tatsache, dass Mason durch Hypnose ein Erbleiden heilen konnte und andererseits, dass dies nur möglich war, weil er selber nicht wusste, dass er ein Erbleiden behandelte. Dr. Mason wurde also ein Opfer seiner eigenen Glaubenssätze, was er selbst zu tiefst bedauerte, da es gleichzeitig bedeutete, dass er diesen sensationellen Heilerfolg nicht reproduzieren konnte. Somit ist diese Episode "wissenschaftlich" eigentlich wertlos - ich finde sie trotzdem unheimlich spannend auch wenn sie schon vor verhältnismässig langer Zeit (1952) passiert ist. Diese Geschichte zeigt doch, dass es möglich ist, mit Gedanken selbst Erbkrankheiten zu heilen, was ich sensationell finde!

Im zitierten Artikel wird übrigens auch Bruce Liptons Werk "Intelligente Zellen" kurz vorgestellt.