Montag, 23. November 2015

Deepak Chopra

Deepak Chopra (* 22. Oktober 1946 in Neu-Delhi, Indien) ist ein populärer zeitgenössischer Autor von Büchern über Spiritualität, alternative Medizin und Ayurveda. Er stammt aus Indien, lebt aber seit langem in Kalifornien. 
Der Sohn eines prominenten Kardiologen studierte Medizin und wurde Internist und Endokrinologe. Er beschäftigte sich aber auch stets mit alternativen Heilmethoden und gründete 1996 zusammen mit dem Neurologen David Simon das Chopra Center for Wellbeing, ein Wellness-Center in San Diego (später nach Carlsbad, Kalifornien verlagert). Sein medizinisches Verständnis ist stark beeinflusst durch seine Religion, den Hinduismus, und im Besonderen von den Veden und der Bhagavad Gita.

Seine zahlreichen Bücher erreichen weltweit Millionen-Auflagen und wurden in mehr als zwei Dutzend Sprachen übersetzt.

Chopra greift in seinen Büchern oft auf Begriffe aus der Quantenphysik zurück („Quantenheilung“), wofür er 1998 den satirischen Ig-Nobelpreis für Physik erhielt.Einige seiner Thesen werden teilweise zur „Quantenmystik“ gezählt und als „pseudowissenschaftlich“ bezeichnet. (Quelle: Wikipedia)

Auf youtube gibt es verschiedene Filme über seine Referate. Ich habe mir folgendes Referat angesehen, welches er im Mai 2011 hielt:

Hier einige Notizen, die ich mir zu seinen Ausführungen gemacht habe:

Chopra spricht davon, dass Körper und Psyche nicht zu trennen sind. Er definiert den Begriff "mind" wie folgt: "The mind is a embodied and relational process that regulates the flow of energy and information." Mir gefällt diese Definition, denn sie ist sehr offen und allgemein. Dass der Begriff "mind" sehr schwer zu fassen ist, zeigen auch all die vielen Übersetzungen, die "mind" auf Deutsch bietet (z.B. Geist, Seele, Sinn, Verstand, Absicht, Gedanken, Psyche, Gemüt u.a.). Was immer man nun unter "mind" versteht - für Chopra ist es untrennbar verbunden mit dem Körper. Er sagt auch ganz klar, dass unsere "minds" miteinander verbunden seien. Er spricht dabei von einer horizontaler Verschränkung (wir mit Menschen, die uns im momentanen Leben begegnen) aber auch von einer vertikalen Verschränkung (wir mit unseren Vorfahren). Wenn wir also mit einer Person X ein Gespräch führen, führen wir dieses Gespräch laut Chopra auch mit allen "minds" aus der Vergangenheit dieser Person sowie aus unserer Vergangenheit. Dies erklärt Chopra damit, dass Bewusstsein keinen Plural kennt, sondern nur singular ist. Demnach gibt es also nur ein Bewusstsein, und jedes Individuum wird von demselben Bewusstsein beeinflusst.

Für Chopra ist klar, dass Bewusstsein (consciousness) Bedeutung prozessiert und sich körperlich manifestiert. So führt ein gesprochener Satz (z.B. "soeben ist eine Schlange im Raum aufgetaucht") dazu, dass sich Blutdruck, Herzschlag usw. schlagartig verändern. 

Was mir bei diesem Vortrag nicht so klar wurde, ist der Bezug zwischen "consciousness" und "mind", denn Chopra braucht diese Begriffe meiner Meinung nach z.T. synonym. Um meine offene Frage zu klären, habe ich im Internet recherchiert und eine Antwort in einem Buch von Nicholas Humphrey gefunden: "...consciousness is the perception of what passes in a man's own mind" (A History of the Mind, S. 119).

Laut Chopra gibt es 5 wesentliche Punkt fürs Verständnis und die Erlangung von Gesundheit:
  1. Dein Körper ist keine fixe Struktur, er ist ein Prozess.
  2. Deine Gene sind nicht deterministisch. Du schaltest sie an und ab durch die Art und Weise, wie du denkst und lebst.
  3. Dein Gehirn ist keine fixe Struktur, denn du kannst seinen Aufbau ändern (Neuroplastizität)
  4. Du kannst deinen Körper verändern, weil du deine Gene und deine Genaktivität ändern kannst.
  5. Du kannst deine Beziehung zur Zeit ändern. Zeit ist, wie du deine Erfahrungen misst. Deine Seele ist zeitlos.

Chopra spricht davon, dass Heilung die Wiedererlangung der Homöostase ist. Für mich impliziert diese Aussage, das Krankheit der Verlust der Homöostase bedeutet, und das macht für mich Sinn.

Samstag, 31. Oktober 2015

Kurs mit James Oschman

Am 25.10.2015 bestand die Möglichkeit, James L. Oschman einen ganzen Tag in Zürich erleben zu können. Diese Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen, und ich staunte nicht schlecht, dass ein "Crack" der Energiemedizin im kleinen Rahmen (vor rund 40 Leuten) einen ganzen Tag referierte. Es war für mich sehr eindrücklich, auf Tuchfühlung mit diesem grossen Forscher gehen zu dürfen und die persönlichen Gespräche mit ihm am Rand der Veranstaltung gehören zu meinen besten Weiterbildungserfahrungen bis jetzt.

Oschman stellte während rund 6 Stunden die Hauptpunkte seiner Forschungsarbeit dar. Er sprach davon, dass unser Körper vermutlich 4 bisher wenig erforschte Systeme hat, die viel schneller sind als die bekannten Informations- und Kommunikationssysteme (wie Nerven- und Hormonsystem).  Dazu gehört einerseits das "Living Matrix"-System, dann das Konzept "Wetware", welches Dennis Bray in seinem gleichnamigen Buch ausführlich darstellt, weiter die Biophotonen sowie die Quantenkohärenz. Laut Oschman liegt vermutlich in der Quantenkohärenz des Wassers die Zukunft der Quantenmedizin. Dazu fand ich einen einfachen Artikel hier: http://www.acquaphi.de/strukturiertes_wasser.pdf

Laut Oschman stellen diese 4 "ultraschnellen" Mechanismen vermutlich  eine Art "Kommunikationsbrücke" zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein her und koordinieren auch unsere Körperfunktionen. Oschman glaubt, dass auch unterschwellige Signale (solche Reizimpulse, die kein Aktionspotential generieren, weil sie den Schwellenwert von -50mV nicht erreichen) nicht verloren gehen, sondern via lebende Matrix im Körper verteilt werden.

Selbstverständlich sprach Oschman lange und ausführlich über das Lebende Matrix System, welches ein holistisches Konzept ist. Er ist davon überzeugt, dass Elektronen, Protonen und andere Stoffe, resp. "Teilchen" über die lebende Matrix im ganzen Körper verteilt werden. Laut Oschman sind Elektronen enorm wichtig, um Heilungsprozesse im Körper zu ermöglichen. Unser Bindegewebe stellt einen riesigen Elektronenspeicher dar, welcher jedoch regelmässig durch direkten Erdkontakt wieder aufgeladen werden muss. Oschman ist davon überzeugt, dass die Entwicklung der Gummisohle mit ein Grund für die Zunahme von Gesundheitsproblemen ist und er macht sich stark für die Barfuss-Evolution. Mehr Infos dazu gibt's beim Anklicken des Bildes



Der Nobelpreisträger Alber Szent-Györgi arbeitete lange direkt vis-à-vis von Oschman, und die zwei tauschten sich oft aus. Szent-Györgi sagte "Life is too rapid und subtle to be explainded by slow moving chemical reactions and nerve impulses" und stellte die These auf, dass unser Bindegewebe als Halbleiter für freie Elektronen fungiert. Unsere Zellen (z.B. Erythrozyten) verfügen über Integrine (das sind Eiweisse, welche durch die Zellmembran hindurchgehen), welche einerseits Elektronen in die Zelle lassen und andererseits auf die Zelle ausgeübten Druck weitergeben. Verändert man also die Form einer Zelle (z.B. durch Massage, Dehnungen, Gehen usw.) verändert man auch ihre Biochemie. Man weiss, dass Gewebe pizoelektrisch ist. Durch Druck auf Gewebe (z.B. während des Gehens) generieren unsere Zellen Elektrizität, welche über den Halbleiter Bindegewebe sofort den ganzen Körper darüber informiert, was jetzt gerade los ist.

Für mich persönlich am spannensten waren Oschmans Ausführungen über die Entdeckung von Francisco Torrent-Guasp, welcher herausfand, dass das Herz eigentlich aus einem einzigen helical verwickelten Muskelband aufgebaut ist:

Die Myokardfasern der Ventrikel stellen eine Art "Möbius-Band" dar und sind wie helical verschlungen ineinander. Oschman und sein Team untersuchten, ob es Resonanzen zwischen dem helicalen Herz sowie der DNA-Helix gibt. Leider ist diese Studie noch nicht veröffentlicht, doch Oschman versprach mir, sie per mail zu schicken.


Dienstag, 13. Oktober 2015

Die neue Medizin der Emotionen

Der im Juli 2011 an einem Hirntumor verstorbene Neurologe und Psychiater David Servan-Schreiber beschreibt in seinem 2006 erschienen Buch Erkenntnisse über das Zusammenspiel von Körper und Geist. Das Buch liest sich sehr gut und spart auch nicht an konkreten Tips für ein glückliches Leben. Doch auch wenn man glücklich ist, bietet das Buch durchaus spannende Facts.
David  Servan-Schreiber - Die Neue Medizin der Emotionen
Auch in diesem Buch geht es wieder um Kohärenz der Herzschlagvariabilität und Servan beschreibt u.a., dassman in einem Versuch Freiwillige gebeten habe, sich eine Szene vorzustellen, die sie wütend gemacht hatte. "Allein die Erinnerung löste für einige Minuten im Herzrhythmus ein Chaos aus. Nach diesem chaotischen Zustand fielen die IgA-Werte durchschnittlich sechs Stunden lang ab, was die Widerstandskraft gegen Infektionen minderte. In derselben Studie führte eine positive Erinnerung zu mehreren Minuten der Kohärenz, und die Produktion von IgA erhöhte sich in den folgenden sechs Stunden." (S. 78)

In Kapitel 5 beschreibt Servan die grossen Erfolge der Heilung psychischer Traumata durch EMDR (eye movement desensitization and reprocessing), was auf Deutsch etwa übersetzt werden könnte mit "Desensibilisierung und Neuorientierung durch Augenbewegung". Dazu kann man auf S. 101- 107 lesen: "In jedem von uns existiert ein solcher Mechanismus, der emotionale Traumata verarbeitet. Diesen Mechanismus bezeichnen die EMDR-Praktiker als "adaptives System zur Verarbeitung von Information". [...] Ähnlich wie das Verdauungssystem alles für den Organismus Nützliche und Notwendige aus der Nahrung zieht und den Rest aussondert, geift das Nervensystem sich die nützliche Information - die "Lektion" - heraus und entledigt sich innerhalb weniger Tage der Gefühle, der Gedanken sowie einer physiologischen Aktivierung, die nicht mehr gebraucht werden, sobald das Ereignis vorbei ist. [...] Der Theorie von EMDR zufolge wird die Information, die sich auf die Traumatisierung bezieht, nicht verdaut, sondern im Nervensystem festgehalten. [...] Wie es aussieht, ermöglichen die Augenbewegungen - in gleicher Weise wie in Träumen - einen raschen Zugang zu allen Assoziationsbahnen, die mit der durch die Behandlung angesprochenen traumatischen Erinnerung verbunden sind.[...] Ich kenne nur wenige Dinge in der Medizin, die so eindrucksvoll sind wie EMDR in Aktion."

Interessant fand ich auch den Versuch zur Wirksamkeit von Akupunktur, der von Ulett, Han et al 1998 veröffentlicht wurde und der auf S. 143 beschrieben wird: "Wie mehrere Versuche gezeigt haben, kann ein Hase durch die Stimulation bestimmter Punkte auf der Pfote, die jenen für die Schmerzblockade beim Menschen entsprechen, "anästhesiert" werden. Noch überzeugender: Injiziert man einen Extrakt der Flüssigkeit, in der das Gehirn des "anästhesierten" Hasen schwimmt, einem anderen Hasen, so verspürt auch dieser keinen Schmerz mehr. Damit ist bewiesen, dass die Akupunktur, über jeden Placeboeffekt hinaus, zumindest die Sekretion von Substanzen durch das Gehirn einleitet, mit denen das Schmerzempfinden abgeblockt werden kann." Severin vertritt in seinem Buch ganz klar die Position, das Akupunktur unser emotionales Gehirn beeinflusst.

Weitere Punkte, die in Severins Buch ausführlich erläutert werden sind die heilende Wirkung von Licht (Severin empfiehlt, sich einen "Sonnenaufgangssimulator" als Wecker anzuschaffen) sowie die grosse Wichtigkeit der Omega-3-Fettsäuren auf die psychische Gesundheit.

Auch die Liebe als biologisches Bedürfnis wird in Kapitel 11 behandelt und Severin schreibt dazu auf S. 199ff: "Wir müssen mehr Rücksicht auf das Bedürfnis unseres emotionalen Gehirns nach Harmonie und Verbundenheit mit anderen nehmen.[..]Der emotionale Kontakt ist für Säugetiere ein biologisches Bedürfnis, genauso wie Nahrung und Sauerstoff. [...] Das System der Körperfunktionen ist bei den sozialen Säugetieren nicht autonom. In jedem Augenblick hängt die optimale Regulation von unseren Beziehungen zu anderen ab, vor allem zu den Menschen, die uns emotional nahe stehen. [..] Um unser körperliches Gleichgewicht zu erhalten, müssen wir lernen, unsere Beziehungen zu anderen so gut wie möglich zu gestalten." 

Sehr gut gefällt mir, wie Servan gegen Ende des Buches das Vorgehen zur Heilung bei chronischen Erkrankungen beschreibt: "Wie bei dem Fluss, dem man hilft, sich möglichst schnell selbst zu reinigen, müssen wir bei einer chronischen Erkrankung ein ganzes Programm einleiten, das das Problem von mehreren Seiten gleichzeitig anpackt und die unterschiedlichen Selbstheilungskräfte stärkt. Wir müssen eine Synergiewirkung zwischen den verschiedenen Interventionsarten erzeugen, die stärker ist als die Krankheit selbst. [..] Der erste Schritt ist zu lernen, wie man sein Innenleben kontrolliert. [...] Anschliessend sollte man, wenn möglich, klären, welche schmerzlichen Ereignisse in der Vergangenheit die schwierigen Gefühle in der Gegenwart auslösen. [...] ..unser emotionales Gehirn [...] braucht genau die drei Dinge vom Leben, zu denen der "Fremde" keinen Zugang hat: die sich in körperlichen Vorgängen ausdrückenden Emotionen; harmonische affektive Beziehungen zu den Menschen, die uns etwas bedeuten, und das Gefühl, unseren Platz in der Gemeinschaft zu haben." (S. 262-267)

Samstag, 19. September 2015

Spiegelneuronen überschätzt?

Ein sehr lesenswerter Artikel zu den Spiegelneuronen gibt's hier:

https://www.dasgehirn.info/denken/im-kopf-der-anderen/spieglein-spieglein-im-gehirn/

Fazit daraus: "Es wird immer deutlicher, dass das zwischenmenschliche Miteinander mehrere Systeme im Gehirn beansprucht. Den Spiegelneuronen kommt dabei möglicherweise die Aufgabe zu, eine Aktion zu erkennen und für Handlungsbereitschaft zu sorgen. Gilt es aber das Verhalten des Gegenübers inhaltlich nachzuvollziehen oder seine Emotionen mitzuempfinden, übernehmen andere neuronale Netzwerke."

Donnerstag, 17. September 2015

Wie das Gehirn die Seele macht

Unter diesem Titel hielt der Neurobiologe Gerhard Roth am 9. Juli 2015 an der Goethe-Universität, Campus Westend,  in Frankfurt einen Vortrag, den man unter folgendem Link in voller Länge anschauen kann.

https://www.dasgehirn.info/entdecken/grosse-fragen-1/gerhard-roth-wie-das-gehirn-die-seele-macht-7990/

Roth erklärt darin das von ihm und anderen entwickelte Modell des 4-Ebenen-Modelles des lymbischen Systems, auf welchem verschiedene seelische Prozesse ablaufen. In meinen Augen stellt er seelische und emotionale Prozesse somit auf eine Ebene, und ich frage mich, ob das dem Konzept "Seele" wirklich entspricht.

Hypothalamus als unterste limbische Ebene = Mechanismen, die uns am Leben erhalten (vegetative Zentren) werden hier koordiniert und gesteuert. Funktioniert der Hypothalamus nicht mehr, sind wir nicht mehr lebensfähig. Hier sitzt auch unser Temperament (das, womit wir mit unserer Persönlichkeit auf die Welt kommen).

Amygdala als Ebene zur Erkennung emotionaler Signale. Diese Ebene wird vor allem in den ersten drei Lebensjahren durch die Umwelt geprägt. Kennzeichnend ist, dass wir uns nicht mehr an die prägenden Ereignisse erinnern können. Somit sind die beiden untersten Ebenen unbewusst.

Wie die Darstellung aus dem Vortrag zeigt, sind die beiden obenen Ebenen in unserem Bewusstsein, da sie beide in unserer Grosshirnrinde lokalisiert sind
.

Viel interessanter als das vier Ebenen-Modell fand ich aber, was Roth zur Wirkung von Oxytocin sagte. Dieses "Kuschelhormon" führt
- zur Reduktion der hormonellen Stressachse (Cortisol-Produktion wird signifikant gebremst), was zu einer Verminderung von Angst- und Bedrohtheitsgefühlen führt
- zu einer Erhöhnung des Serotoninspiegels sowie zu einer Erhöhnung der körpereigenen Opioide, was eine Beruhigung und Erhöhung des Wohlbefindens nach sich zieht
- zu einer Anregung der Neubildung von Nervenzellen in limbischen Zentren des Gehirns! Dadurch können pränatale und in der frühesten Kindheit erworbene psychische Defizite kompensiert werden. 

Da Oxytocin durch Bindungen ausgeschüttet wird, ist die Wichtigkeit des "Therapeuten-Patienten-Verhältnisses" auch biologisch klar: Roth bezeichnet deshalb auch die "therapeutische Allianz" als enorm wichtig für einen therapeutischen Erfolg. Wo keine emotionale Bindung zwischen Therapeut und Patient entsteht, ist auch ein Therapieerfolg höchst unwahrscheinlich. 
Interessant ist, dass zahlreiche Studien (z.B. Wampold 1997, Imel und Wampold 2008) ergaben, dass verschiedene gängige Psychotherapien alle mehr oder weniger die gleiche Effektivität zeigten. Laut Roth handelt es sich bei diesem Phänomen nicht um den Placebo-Effekt, sondern um den "Common-Factor", welcher wie folgt umschrieben werden kann:
- der gemeinsame Faktor des Bindungs- und Vertrauensverhältnisses zwischen Therapeut und Patient
- der Glaube des Therapeuten an seine Methode (unwichtig, welche es war)
- der Glaube des Patienten, dass ihm geholfen werden wird

Die Methode spielt demnach gar keine Rolle, sondern die Qualität der menschlichen Beziehung sowie der Glaube an die Methode sind das Entscheidende! Dies bezeichnet Roth als "therapeutische Alianz". Sie spielt in einer erfolgreichen Psychotherapie eine grosse Rolle, wobei man zwei Therapiephasen unterscheiden kann: (slides aus dem Vortrag):


Wer es sich sparen will, den rund stündigen Vortrag von Roth zu hören, kann das Fazit auch gut aus folgenden Vortragslides entnehmen:





Samstag, 7. März 2015

Spannendes Themenheft zur Epigenetik

Dieses Spektrum Kompakt Themenheft zur Epigenetik vom Oktober 2014 beinhaltet sehr gute Artikel mit spannenden Neuigkeiten zum Thema. Es ist in sehr gut lesbarer Form aufbereitet und absolut empfehlenswert. Für mich waren daraus vor allem 2 Artikel spannend:

Im einen Artikel (Angst im Genom) geht es u.a. um die Forschung von Isabel Mansuy an der Uni und ETH Zürich: "Trennt man neugeborene Tiere für mehrere Stunden am Tag von ihren Müttern, ist das ein traumatisches Ereignis für die Mäusebabys. Als Folge entwickeln sie depressions- ähnliche Symptome und legen zudem ein untypisches, risikoreiches Verhalten an den Tag. So verlieren die Mäuse ihre Scheu vor offenen Räumen und hellem Licht. Die Störung vererbt sich auf die Nachkommen. Paart man Männchen aus traumatisierten Würfen mit Weibchen, die niemals frühkindlichem Stress ausgesetzt wurden, zeigt auch die nächste Generation das ungewöhnliche Gebaren. [...] Mansuy und ihre Mitarbeiter fahndeten in den traumatisierten Mäusen nach Auffälligkeiten und stießen in Spermien, Blut und im Gehirn der Tiere auf kleine RNA-Schnipsel, so genannte »small noncoding RNAs« (sncRNA, kleine, nichtkodierende RNA). Dabei handelt es sich um kurze RNA-Moleküle, die selbst keine genetische Information beherbergen, dafür aber die Aktivität von Genen beeinflussen. Einige dieser sncRNAs traten bei den gestressten Tieren in ungewöhnlich hoher Anzahl auf. Bei den Nachkommen entdeckten die Wissenschaftler diese Auffälligkeit ebenfalls. Um zu prüfen, ob diese RNA-Stückchen tatsächlich für das auffällige Verhalten verantwortlich zeichnen, injizierten die Wissenschaftler in einem weiteren Experiment die sncRNAs aus den Spermien gestresster Mäuse in befruchtete Eizellen unbeeinträchtigter Tiere. Auch diesmal hatten die Nachkommen die Verhaltensstörungen geerbt. »Wir haben einen völlig neuen Weg aufgezeigt, wie sich die Folgen traumatischer Erlebnisse auf nachfolgende Generationen auswirken können«, erklärt Mansuy "
Neben den bekannten epigenetischen Schalter wie Methylierung, Phosphorylierung und anderen Histonmodifikationen scheint es also noch weitere Mechanismen zu geben, die an Nachkommen weitervererbt werden. Besonders interessant ist, dass die Konzentration an sncRNA offenbar mit negativen Emotionen korreliert!

Der zweite für mich hochspannende Artikel mit dem Titel "Auf ein paar Monate genau" ist laut Spektrum eine "exklusive Übersetzung aus nature" (DEM Forschungsmagazin schlechthin). Im Artikel geht es darum, dass Steve Horvath eine epignetische Uhr entwickelt hat, mit der sich das Alter von Gebewebe (und somit von den Spendern dieses Gewebes) auf einige Monate exakt berechnen kann. Es handelt sich dabei um einen komplizierten mathematischen Algorithmus (Horvath promovierte in Mathematik und danach in Biostatistik), der von vielen anderen Wissenschaftlern bereits getestet wurde und ebenfalls sehr genaue Resultate erreichte. Grundlage dieses Algorithmus ist die Tatsache, dass sich die epigenetischen Muster in Zellen mit dem Altern verändern. Der Durchbruch in der Korrelation zwischen diesen Methylierungsmustern und dem chronologischen Alter gelang den Forschern, als sie die Methylierungen an ganz bestimmten DNA-Regionen betrachteten: "In der DNA des Menschen sitzen Methylgruppen meist an CpG-Dinukleotiden, den so genannten CpG-Sites. Darunter versteht man Sequenzen, an denen ein Cytosin (C) einem Guanin (G) voransteht. Das Genom eines Menschen enthält üblicherweise mehr als 28 Millionen solcher Stellen. Aber die Mikroarray-Technologie, mit der DNAMethylierung meist untersucht wird, erfasst nur einen Bruchteil davon: Ältere Systeme erkennen 27000 dieser Stellen, neuere etwa 485000. Horvath hatte Glück. Er war erfolgreich, indem er ein einfaches statistisches Modell anwendete. Mit diesem berechnete er, in wie vielen Zellen eines Speicheltropfens die DNA nur an zwei ganz bestimmten CpG-Sites methyliert ist. Der errechnete Index entsprach dem Alter der Teilnehmer und erreichte dabei eine Korrelation von 0,85 (85 Prozent) und eine durchschnittliche Genauigkeit von etwa fünf Jahren.[...] Im Jahr 2012 nutzte sein Algorithmus 16 CpG-Stellen des Genoms und lieferte Korrelationen mit dem chronologischen Alter von 96 Prozent in neun unterschiedlichen Geweben. Die Genauigkeit war erstaunlich: Der mittlere Fehler lag für Blutzellen bei drei Jahren und für den Abstrich aus der Mundhöhle bei nur 18 Monaten. [...] Bis Dezember 2012 hatte er von 51 normalen Geweben und Zellen sowie 20 verschiedenen Krebsarten Methylierungsdaten angehäuft. Dazu konnte er 353 CpG-Sites zur Altersbestimmung nutzen." Nachdem Horvarths Artikel im Oktober 2013 erschienen war, luden viele Wissenschaftler das Programm von seiner Website herunter, um damit ihre eigenen Daten zu prüfen. Dabei zeigte sich, dass Horvaths Alogrithmus unglaublich gut ist (die Übereinstimmung zwischen dem aufgrund der epigenetischen Methylierungsmuster errechneten und dem chronologischen Alter betrugen zwischen 98 und 99.7%). Die Forscher können auch zeigen, dass eine vorschnelle Alterung auf epigenetischer Ebene mit einer erhöhten Sterblichkeit korrelieren (darauf deuten laut Horvath jedenfalls Daten aus noch unveröffentlichten Studien). "Laut Horvath zeigen neue Arbeiten, dass HIV-Patienten mit aktiver Virusinfektion epigenetisch älter sind als gesunde Patienten oder solche mit unterdrücktem Virus. Außerdem seien laut einer anderen noch nicht veröffentlichten Studie manche Gewebe von krankhaft adipösen Leuten ihrem chronologischen Alter weit voraus."
Ich finde es sehr spannend, dass neben der Theorie, dass die Verkürzung der Telomere für das Altern verantwortlich ist, nun auch epigenetische Faktoren in die Diskussion kommen. Sicher ist es noch nicht, ob diese wirklich für das Altern verantwortlich sind, doch die hohe Korrelation der Methylierungsmuster mit dem chronologischen Alter könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Forscher einem biologischen "Alterungsfaktor" auf der Spur sind. Und das Tollste daran: Methylierungen sind normalerweise reversibel! Somit könnte es vielleicht sogar eines Tages möglich sein, dass es gelingt, durch Beeinflussung unseres Epigenoms die biologische Uhr auszutricksen...

Mittwoch, 25. Februar 2015

Interessantes Themenhef

Bei der Vorbereitung eines Referates bin ich auf folgendes Themenheft gestossen, in welchem sich das Stöbern bestimmt lohnt:

Titelbild

Freitag, 23. Januar 2015

Das geheime Wissen unserer Zellen

Die promovierte Biochemikerin schreibt ein sehr empfehlenswertes Buch über die Zusammenhänge von Zellen, Krankheit und Heilung.

Das geheime Wissen unserer Zellen

Der Mix zwischen theroretisch-wissenschaftlichen Facts, Körperübungen und Übungen zum Nachdenken sowie Meditationsvorschlägen finde ich gut gelungen. Auch ist mir sehr sympatisch, dass Barretts eigene Lebens- und Heilungsgeschichte nur zwischendurch am Rande zu Worte kommt! Obwohl Barrett Wissenschafterin ist, schreibt sie sehr gut verständlich.

Barrett schreibt davon, dass jede Zelle ein eigenes Reaktionsvermögen und somit eine eigene "Zellintelligenz" hat. Anders als Bruce Lipton sieht Barrett jedoch nicht die Zellmembran, sondern das gesamte Zytoskelett als Sitz des "Zellbewusstseins": Die Matrix des Zytoskeletts transportiert Moleküle, koordiniert Informationen und reguliert die Genexpression. Ihre Fähigkeit, Druck und Zug der Zelle auszugleichen, macht sie zum neuesten biologischen Anwärter auf den Sitz von Intelligenz und Bewusstsein der Zelle. […] Man könnte sagen, dass in Zellgemeinschaften unsere Gene die Pläne, das Zytoskelett aber der führende Kopf ist. (S. 134)

Daraus wird nun deutlich, wie wichtig Struktur (Tensegrity!) für die richtige Kommunikation zwischen den Zellen und das Zusammenspiel von (Membran)rezeptoren und Zytoskelett ist: Wird am Gerüst der Zelle gezogen, gedrückt, gezupft oder wird es entspannt, manifestiert es unterschiedliche Fähigkeiten und genetische Programme. Dieses dynamische Zusammenspiel der Kräfte sorgt dafür, dass die Zelle „hinhört“, um zu „entscheiden“, was als Nächstes zu tun ist. (S.136)


Krebszellen sind steifer als andere Zellen und diese Starre führt zu einer Desorganisation des normalen Zellwachstums (Ainsworth Claire, Stretching the Imagination,, Nature 456 (Dec. 2008): 696-99). Gesunde, aber unreife Zellen sind generell steifer als reife Zellen. Dr. Valerie Weaver zeigte, dass kanzeröses Brustgewebe steifer ist als gesundes. Gesunde Zellen, die auf steifen Materialien gezüchtet wurden, wiesen Störungen der Gewebeorganisation auf. Wurde durch chem. Stoffe Zug, Anhaftung und Spannung verhindert, konnten die Zellen zu normaler wirkendem Gewebe heranwachsen. (Paszek Metthew et al, Tensional homeostasis and the malignant phenotype, Cancer Cell 8 (Sept. 2005) : 241-54)
Die Menschen sind stets bemüht, das Rätsel der Wunderheilungen zu lösen. Könnte eine Erklärung dafür lauten, dass Menschen, denen es irgendwie gelingt, in ihrer Ansichten und in ihrem Gewebe nachgiebiger zu werden, ihre Zellen dadurch veranlassen, sich zur Normalität zu entwickeln?(S. 146)
Wenn embryonale Stammzellen in vitro auf einem steifen Untergrund wachsen, entwickeln sie sich mit grösserer Wahrscheinlichkeit zu Muskelzellen. Wenn sie auf einem weichen, gummiartigen Untergrund wachsen, entwickeln sie sich zu Nervenzellen. Die Beschaffenheit der Umgebung beeinflusst mit anderen Worten die Spannung in der Stammzelle und ihre Genexpression, indem sie ihr mitteilt, was aus ihr werden soll und welche Gene aktiviert werden müssen. (S. 147)
Die allem zugrunde liegende Matrix des Zytoskeletts ist nicht nur für die Genregulation zuständig. Sie ist „Gestaltwandler“ und Energiewandler. So mancher behauptet sogar, sie sei der Sitz des Bewusstseins. Veränderungen der Gestalt übermitteln Nachrichten (S. 152)
Die Zelleigenschaft der „Tensegrity“ könnte eine neue Erklärung dafür liefern, warum es eine lebensverlängernde Wirkung hat, körperlich aktiv zu bleiben: […]Bewegung kann unser Leben verändern.[..]Mithilfe von Tensegrity verändern unsere Zellen die Form, bewegen sich, wachsen und ‚entscheiden‘, was zu tun ist. Sie steuern uns über Anspannung und Entspannung. Unser Körper muss sich dehnen und bewegen, damit unser Gewebe gesund und elastisch bleibt.(S. 154)

Wenn wir uns die physische Natur unserer zellulären Matrix ins Gedächtnis rufen, wird klar, dass wir aus Fasern bestehen. Vergessen Sie nicht, dass die Fasern unserer Zellen auf Bewegung, Klang, Summen, Musik und Gesang reagieren. […] Möglicherweise ist das Zellgerüst der Ort, an dem die Heilung durch Energie, Bewegung und Schwingung stattfindet. (S. 155/156)

Auch Peter Schwind schreibt in seinem Buch „Faszien, Gewebe desLebens“ davon, dass unser Bindegewebe flexibel, geschmeidig und mit genügend Flüssigkeit versorgt sein muss, um optimal funktionieren zu können. Ausserdem schreibt er „Emotionen haben eine unsägliche Kraft und sie formen unseren Körper sehr viel mehr, als jede Vernunft es je zustande bringen könnte.“ (S. 175) Schwind schreibt, dass sich „Grundthemen unseres Seelenlebens über die Muskelspannung auch in unserem Fasziennetz einprägt.“ (S. 177). Durch die Einbettung von Faszien in jedes Organ, verlieren sogar unsere Organe an Beweglichkeit, wenn wir uns emotional „versteifen“ (s. 180). Dies könnte mit ein erster Schritt in der Entstehung von Organerkrankungen sein.

Je länger je mehr wird also deutlich, dass jegliche Formen von emotionaler, kognitiver, intellektueller oder körperlicher Verspannung, Starrheit oder Negativität nachteilige Folgen auf unsere Gesundheit haben. Zellen, die Ihre Flexibilität verloren haben, entwickeln sich zu entartetem Gewebe. Auch unsere Psyche „entartet“, wenn wir zu sehr klammern, wenn wir es nicht schaffen, den Fluss des Lebens gewähren zu lassen und versuchen, uns dagegen zu stemmen. Mir scheint, dass jegliche Form von Blockade krankheitsfördernd ist – bis auf die zelluläre Ebene hinunter! Nun stellt sich also die Frage, wie wir solche Blockaden vermeiden können. Vermutlich gehören dazu ganz viele verschiedene Aspekte wie beispielsweise: Abwerfen von bewussten und unbewussten negativen Emotionen, Loslassen von starren (z.T. anerzogenen) Denkmustern und Dogmen, Fassen von Vertrauen als Grundvoraussetzung, um sich dem Fluss des Lebens hingeben zu können und achtsamer Umgang mit unserem Körper, um kleinste körperliche Verspannungen und Versteifungen sofort aufzulösen. Wir sollten bedenken, dass wir der Manager von rund 100 Billionen Zellen sind, welche uns aufbauen. Und wir alle wissen, dass der Chef massgeblich für die Arbeitsqualität und das Klima zwischen seinen Mitarbeitern verantwortlich ist! Versuchen wir also, unsere „Mitarbeiter“ zu schätzen, auf ihre Bedürfnisse zu achten, mit den nötigen Ressourcen zu versorgen, für optimale Arbeitsbedingungen zu sorgen und sie so zu qualitativer Höchstleistung anzuspornen. Und dazu gehört es auch, der erbrachten Arbeit Wertschätzung und Dankbarkeit entgegenzubringen!