Der Mix zwischen theroretisch-wissenschaftlichen Facts, Körperübungen und Übungen zum Nachdenken sowie Meditationsvorschlägen finde ich gut gelungen. Auch ist mir sehr sympatisch, dass Barretts eigene Lebens- und Heilungsgeschichte nur zwischendurch am Rande zu Worte kommt! Obwohl Barrett Wissenschafterin ist, schreibt sie sehr gut verständlich.
Barrett schreibt davon, dass jede Zelle ein eigenes Reaktionsvermögen und somit eine eigene "Zellintelligenz" hat. Anders als Bruce Lipton sieht Barrett jedoch nicht die Zellmembran, sondern das gesamte Zytoskelett als Sitz des "Zellbewusstseins": Die Matrix des Zytoskeletts transportiert Moleküle, koordiniert Informationen und reguliert die Genexpression. Ihre Fähigkeit, Druck und Zug der Zelle auszugleichen, macht sie zum neuesten biologischen Anwärter auf den Sitz von Intelligenz und Bewusstsein der Zelle. […] Man könnte sagen, dass in Zellgemeinschaften unsere Gene die Pläne, das Zytoskelett aber der führende Kopf ist. (S. 134)
Daraus wird nun deutlich, wie wichtig Struktur (Tensegrity!) für die richtige Kommunikation zwischen den Zellen und das Zusammenspiel von (Membran)rezeptoren und Zytoskelett ist: Wird am Gerüst der Zelle gezogen, gedrückt, gezupft oder wird es entspannt, manifestiert es unterschiedliche Fähigkeiten und genetische Programme. Dieses dynamische Zusammenspiel der Kräfte sorgt dafür, dass die Zelle „hinhört“, um zu „entscheiden“, was als Nächstes zu tun ist. (S.136)
Krebszellen sind steifer als andere Zellen und diese Starre führt zu
einer Desorganisation des normalen Zellwachstums (Ainsworth Claire, Stretching
the Imagination,, Nature 456 (Dec. 2008): 696-99). Gesunde, aber unreife Zellen
sind generell steifer als reife Zellen. Dr. Valerie Weaver zeigte, dass
kanzeröses Brustgewebe steifer ist als gesundes. Gesunde Zellen, die auf
steifen Materialien gezüchtet wurden, wiesen Störungen der Gewebeorganisation
auf. Wurde durch chem. Stoffe Zug, Anhaftung und Spannung verhindert, konnten
die Zellen zu normaler wirkendem Gewebe heranwachsen. (Paszek Metthew et al, Tensional homeostasis
and the malignant phenotype, Cancer Cell 8 (Sept. 2005) : 241-54)
Die Menschen sind stets bemüht,
das Rätsel der Wunderheilungen zu lösen. Könnte eine Erklärung dafür lauten,
dass Menschen, denen es irgendwie gelingt, in ihrer Ansichten und in ihrem
Gewebe nachgiebiger zu werden, ihre Zellen dadurch veranlassen, sich zur
Normalität zu entwickeln?(S. 146)
Wenn embryonale Stammzellen in
vitro auf einem steifen Untergrund wachsen, entwickeln sie sich mit grösserer
Wahrscheinlichkeit zu Muskelzellen. Wenn sie auf einem weichen, gummiartigen
Untergrund wachsen, entwickeln sie sich zu Nervenzellen. Die Beschaffenheit der
Umgebung beeinflusst mit anderen Worten die Spannung in der Stammzelle und ihre
Genexpression, indem sie ihr mitteilt, was aus ihr werden soll und welche Gene
aktiviert werden müssen. (S. 147)
Die allem zugrunde liegende
Matrix des Zytoskeletts ist nicht nur für die Genregulation zuständig. Sie ist
„Gestaltwandler“ und Energiewandler. So mancher behauptet sogar, sie sei der
Sitz des Bewusstseins. Veränderungen der Gestalt übermitteln Nachrichten (S.
152)
Die Zelleigenschaft der
„Tensegrity“ könnte eine neue Erklärung dafür liefern, warum es eine
lebensverlängernde Wirkung hat, körperlich aktiv zu bleiben: […]Bewegung kann
unser Leben verändern.[..]Mithilfe von Tensegrity verändern unsere Zellen die
Form, bewegen sich, wachsen und ‚entscheiden‘, was zu tun ist. Sie steuern uns
über Anspannung und Entspannung. Unser Körper muss sich dehnen und bewegen,
damit unser Gewebe gesund und elastisch bleibt.(S. 154)
Wenn wir uns die physische Natur
unserer zellulären Matrix ins Gedächtnis rufen, wird klar, dass wir aus Fasern
bestehen. Vergessen Sie nicht, dass die Fasern unserer Zellen auf Bewegung,
Klang, Summen, Musik und Gesang reagieren. […] Möglicherweise ist das Zellgerüst
der Ort, an dem die Heilung durch Energie, Bewegung und Schwingung stattfindet.
(S. 155/156)
Auch Peter Schwind schreibt
in seinem Buch „Faszien, Gewebe desLebens“ davon, dass unser Bindegewebe flexibel, geschmeidig und mit
genügend Flüssigkeit versorgt sein muss, um optimal funktionieren zu können.
Ausserdem schreibt er „Emotionen haben
eine unsägliche Kraft und sie formen unseren Körper sehr viel mehr, als jede
Vernunft es je zustande bringen könnte.“ (S. 175) Schwind schreibt, dass
sich „Grundthemen unseres Seelenlebens
über die Muskelspannung auch in unserem Fasziennetz einprägt.“ (S. 177).
Durch die Einbettung von Faszien in jedes Organ, verlieren sogar unsere Organe
an Beweglichkeit, wenn wir uns emotional „versteifen“ (s. 180). Dies könnte mit ein erster Schritt in der Entstehung von Organerkrankungen sein.
Je länger je mehr wird also deutlich, dass jegliche Formen von
emotionaler, kognitiver, intellektueller oder körperlicher Verspannung,
Starrheit oder Negativität nachteilige Folgen auf unsere Gesundheit haben.
Zellen, die Ihre Flexibilität verloren haben, entwickeln sich zu entartetem
Gewebe. Auch unsere Psyche „entartet“, wenn wir zu sehr klammern, wenn wir es
nicht schaffen, den Fluss des Lebens gewähren zu lassen und versuchen, uns dagegen zu stemmen. Mir scheint, dass jegliche Form von Blockade
krankheitsfördernd ist – bis auf die zelluläre Ebene hinunter! Nun stellt sich also die
Frage, wie wir solche Blockaden vermeiden können. Vermutlich gehören dazu ganz
viele verschiedene Aspekte wie beispielsweise: Abwerfen von bewussten und
unbewussten negativen Emotionen, Loslassen von starren (z.T. anerzogenen)
Denkmustern und Dogmen, Fassen von Vertrauen als Grundvoraussetzung, um sich dem
Fluss des Lebens hingeben zu können und achtsamer Umgang mit unserem Körper, um
kleinste körperliche Verspannungen und Versteifungen sofort aufzulösen. Wir
sollten bedenken, dass wir der Manager von rund 100 Billionen Zellen sind, welche
uns aufbauen. Und wir alle wissen, dass der Chef massgeblich für die
Arbeitsqualität und das Klima zwischen seinen Mitarbeitern verantwortlich ist! Versuchen wir
also, unsere „Mitarbeiter“ zu schätzen, auf ihre Bedürfnisse zu achten, mit den nötigen Ressourcen zu versorgen, für optimale Arbeitsbedingungen zu sorgen und sie
so zu qualitativer Höchstleistung anzuspornen. Und dazu gehört es auch, der
erbrachten Arbeit Wertschätzung und Dankbarkeit entgegenzubringen!
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