Freitag, 23. Januar 2015

Das geheime Wissen unserer Zellen

Die promovierte Biochemikerin schreibt ein sehr empfehlenswertes Buch über die Zusammenhänge von Zellen, Krankheit und Heilung.

Das geheime Wissen unserer Zellen

Der Mix zwischen theroretisch-wissenschaftlichen Facts, Körperübungen und Übungen zum Nachdenken sowie Meditationsvorschlägen finde ich gut gelungen. Auch ist mir sehr sympatisch, dass Barretts eigene Lebens- und Heilungsgeschichte nur zwischendurch am Rande zu Worte kommt! Obwohl Barrett Wissenschafterin ist, schreibt sie sehr gut verständlich.

Barrett schreibt davon, dass jede Zelle ein eigenes Reaktionsvermögen und somit eine eigene "Zellintelligenz" hat. Anders als Bruce Lipton sieht Barrett jedoch nicht die Zellmembran, sondern das gesamte Zytoskelett als Sitz des "Zellbewusstseins": Die Matrix des Zytoskeletts transportiert Moleküle, koordiniert Informationen und reguliert die Genexpression. Ihre Fähigkeit, Druck und Zug der Zelle auszugleichen, macht sie zum neuesten biologischen Anwärter auf den Sitz von Intelligenz und Bewusstsein der Zelle. […] Man könnte sagen, dass in Zellgemeinschaften unsere Gene die Pläne, das Zytoskelett aber der führende Kopf ist. (S. 134)

Daraus wird nun deutlich, wie wichtig Struktur (Tensegrity!) für die richtige Kommunikation zwischen den Zellen und das Zusammenspiel von (Membran)rezeptoren und Zytoskelett ist: Wird am Gerüst der Zelle gezogen, gedrückt, gezupft oder wird es entspannt, manifestiert es unterschiedliche Fähigkeiten und genetische Programme. Dieses dynamische Zusammenspiel der Kräfte sorgt dafür, dass die Zelle „hinhört“, um zu „entscheiden“, was als Nächstes zu tun ist. (S.136)


Krebszellen sind steifer als andere Zellen und diese Starre führt zu einer Desorganisation des normalen Zellwachstums (Ainsworth Claire, Stretching the Imagination,, Nature 456 (Dec. 2008): 696-99). Gesunde, aber unreife Zellen sind generell steifer als reife Zellen. Dr. Valerie Weaver zeigte, dass kanzeröses Brustgewebe steifer ist als gesundes. Gesunde Zellen, die auf steifen Materialien gezüchtet wurden, wiesen Störungen der Gewebeorganisation auf. Wurde durch chem. Stoffe Zug, Anhaftung und Spannung verhindert, konnten die Zellen zu normaler wirkendem Gewebe heranwachsen. (Paszek Metthew et al, Tensional homeostasis and the malignant phenotype, Cancer Cell 8 (Sept. 2005) : 241-54)
Die Menschen sind stets bemüht, das Rätsel der Wunderheilungen zu lösen. Könnte eine Erklärung dafür lauten, dass Menschen, denen es irgendwie gelingt, in ihrer Ansichten und in ihrem Gewebe nachgiebiger zu werden, ihre Zellen dadurch veranlassen, sich zur Normalität zu entwickeln?(S. 146)
Wenn embryonale Stammzellen in vitro auf einem steifen Untergrund wachsen, entwickeln sie sich mit grösserer Wahrscheinlichkeit zu Muskelzellen. Wenn sie auf einem weichen, gummiartigen Untergrund wachsen, entwickeln sie sich zu Nervenzellen. Die Beschaffenheit der Umgebung beeinflusst mit anderen Worten die Spannung in der Stammzelle und ihre Genexpression, indem sie ihr mitteilt, was aus ihr werden soll und welche Gene aktiviert werden müssen. (S. 147)
Die allem zugrunde liegende Matrix des Zytoskeletts ist nicht nur für die Genregulation zuständig. Sie ist „Gestaltwandler“ und Energiewandler. So mancher behauptet sogar, sie sei der Sitz des Bewusstseins. Veränderungen der Gestalt übermitteln Nachrichten (S. 152)
Die Zelleigenschaft der „Tensegrity“ könnte eine neue Erklärung dafür liefern, warum es eine lebensverlängernde Wirkung hat, körperlich aktiv zu bleiben: […]Bewegung kann unser Leben verändern.[..]Mithilfe von Tensegrity verändern unsere Zellen die Form, bewegen sich, wachsen und ‚entscheiden‘, was zu tun ist. Sie steuern uns über Anspannung und Entspannung. Unser Körper muss sich dehnen und bewegen, damit unser Gewebe gesund und elastisch bleibt.(S. 154)

Wenn wir uns die physische Natur unserer zellulären Matrix ins Gedächtnis rufen, wird klar, dass wir aus Fasern bestehen. Vergessen Sie nicht, dass die Fasern unserer Zellen auf Bewegung, Klang, Summen, Musik und Gesang reagieren. […] Möglicherweise ist das Zellgerüst der Ort, an dem die Heilung durch Energie, Bewegung und Schwingung stattfindet. (S. 155/156)

Auch Peter Schwind schreibt in seinem Buch „Faszien, Gewebe desLebens“ davon, dass unser Bindegewebe flexibel, geschmeidig und mit genügend Flüssigkeit versorgt sein muss, um optimal funktionieren zu können. Ausserdem schreibt er „Emotionen haben eine unsägliche Kraft und sie formen unseren Körper sehr viel mehr, als jede Vernunft es je zustande bringen könnte.“ (S. 175) Schwind schreibt, dass sich „Grundthemen unseres Seelenlebens über die Muskelspannung auch in unserem Fasziennetz einprägt.“ (S. 177). Durch die Einbettung von Faszien in jedes Organ, verlieren sogar unsere Organe an Beweglichkeit, wenn wir uns emotional „versteifen“ (s. 180). Dies könnte mit ein erster Schritt in der Entstehung von Organerkrankungen sein.

Je länger je mehr wird also deutlich, dass jegliche Formen von emotionaler, kognitiver, intellektueller oder körperlicher Verspannung, Starrheit oder Negativität nachteilige Folgen auf unsere Gesundheit haben. Zellen, die Ihre Flexibilität verloren haben, entwickeln sich zu entartetem Gewebe. Auch unsere Psyche „entartet“, wenn wir zu sehr klammern, wenn wir es nicht schaffen, den Fluss des Lebens gewähren zu lassen und versuchen, uns dagegen zu stemmen. Mir scheint, dass jegliche Form von Blockade krankheitsfördernd ist – bis auf die zelluläre Ebene hinunter! Nun stellt sich also die Frage, wie wir solche Blockaden vermeiden können. Vermutlich gehören dazu ganz viele verschiedene Aspekte wie beispielsweise: Abwerfen von bewussten und unbewussten negativen Emotionen, Loslassen von starren (z.T. anerzogenen) Denkmustern und Dogmen, Fassen von Vertrauen als Grundvoraussetzung, um sich dem Fluss des Lebens hingeben zu können und achtsamer Umgang mit unserem Körper, um kleinste körperliche Verspannungen und Versteifungen sofort aufzulösen. Wir sollten bedenken, dass wir der Manager von rund 100 Billionen Zellen sind, welche uns aufbauen. Und wir alle wissen, dass der Chef massgeblich für die Arbeitsqualität und das Klima zwischen seinen Mitarbeitern verantwortlich ist! Versuchen wir also, unsere „Mitarbeiter“ zu schätzen, auf ihre Bedürfnisse zu achten, mit den nötigen Ressourcen zu versorgen, für optimale Arbeitsbedingungen zu sorgen und sie so zu qualitativer Höchstleistung anzuspornen. Und dazu gehört es auch, der erbrachten Arbeit Wertschätzung und Dankbarkeit entgegenzubringen!

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