Montag, 14. November 2016

Ein medizinscher Insider packt aus

Eine Studentin machte mich kürzlich voller Begeisterung auf dieses Buch aufmerksam. Da ich das Buch bisher nicht kannte, wollte ich mich natürlich sofort darüber informieren und besorgte mir ein Exemplar. Ausnahmsweise verzichte ich darauf, das Buch abzubilden und auch darauf, einen Link mit den genauen Angaben hier aufzuführen. Ich tue dies ganz bewusst! Ich empfehle das Buch niemandem zur Lektüre...

Das Buch wird unter dem Pseudonym "Prof. Dr. Peter Yoda" geschrieben. Vermutlich verbirgt sich dahinter Lothar Hirneise, welcher das Buch in seinem eigenen Verlag (Sensei) herausgegeben hat. Gemäss Angaben auf seiner Homepage ist er Psychiatriepfleger - und also keineswegs ein Prof. Dr., wie er das in seinem "Insider"-Buch behauptet. Ob Hirneise jedoch tatsächlich Prof. Dr. Yoda ist, wissen wir nicht - es spielt auch nicht wirklich eine Rolle.

Zum grossen Geheimnis der Identität des "Medizinischen Insiders" besteht das Buch auch noch aus weiteren Zutaten, die es für einen Verschwörungsroman braucht: Es ist von Geheim-Clubs die Rede, von fantastischen Erkenntnissen und von ganz viel Weltveränderndem, dass aber niemals von den "Bösen" (sprich, der Pharma, den Ärzten und ganz allgemein "dem System") akzeptiert und zugelassen wird. Yoda erwähnt auch mehrmals, wie schwerwiegende Konsequenzen sein "Schwurbruch" habe und wie er den Rest seines Lebens nun versteckt - aber in völligem Glück und im Wissen, einen wichtigen Schritt zur Rettung der Menschheit gemacht zu haben - weit weg im Ausland verbringen müsse.

Meine anfängliche Begeisterung über den sehr eingänglichen, flüssigen Schreibstil wich bald einer wachsenden Verärgerung über haltlose Behauptungen und absurde Verschwörungstheorien. Eigentlich schade, denn Yoda hat auch gute Stellen (allerdings halten sich diesbezüglich meine Markierer absolut in Grenzen!). Ganz klar unterstrichen habe ich seine Aussage "Je mehr Angst Sie haben, desto kränker werden Sie. [....] Doch den meisten Menschen ist es gar nicht klar, dass unser heutiges medizinisches System komplett auf Angst aufgebaut ist." (S. 66). Da hat er völlig recht, doch, ich frage mich, was daran Insider-Wissen ist! Er schreibt auch, dass Angst und Kapitalismus Zwillinge sind - auch da gebe ich ihm recht.

Ein guter Aspekt daraus sind die im Buch gemachten Überlegungen zum Zusammenhang von Symptom und Krankheit. Yoda beschreibt die Symptome einer Schwangerschaft (da weist er darauf hin, dass es durchaus auch Frauen gibt, die infolge von Schwangerschaft und/oder Geburt sterben), dann das Symptom Durchfall und zuletzt Symptome von Krebs. Auf S. 53 kommt Yoda zu folgendem Schluss: "Alle 3 'Krankheiten' sind eigentlich nichts anderes als 'Symptome', die in bestimmte Kategorien eingeteilt werden und je nachdem, was wir über das Symptom wissen, ist es einmal normal (Schwangerschaft), einmal 'nur' ein Symptom (Durchfall) und einmal eine Krankheit (Krebs)." 

Gefallen hat mir auch seine Aussage, dass die wichtigsten Regulatoren unseres Körpers Nahrung, Ruhe, Licht und Fieber sind (S. 37). Leider verpasst er es dann aber wieder, diese Faktoren genauer unter die Lupe zu nehmen und wettert stattdessen sofort wieder dagegen an, dass fast alle Therapien diese Reparaturmechanismen blockieren würden. Ebenfalls nicht ganz unrecht hat Yoda, wenn er auf S. 71 schreibt "Wir müssen endlich damit aufhören, so zu tun, als ob andere Menschen uns gesund machen könnten."

Es ist wohl hinfällig zu erwähnen, dass Yodas Buch über keine einzige Literaturquelle verfügt und keine einzige der genannten "hoch-brisanten" Studien in einem Register angeführt sind. Der Autor zieht sich mit der Buch-Bezeichnung "Dokumentarroman" sehr geschickt aus der Pflicht, Quellen angeben zu müssen. In grossen Zügen lebt das Buch von Behauptungen, die auf aus dem Zusammenhang gerissenen Studien aufgebaut werden und einzig ein Ziel haben: Eine weltweite System-Verschwörung zu beweisen. Doch als Konsequenz muss ich festhalten, dass ich so eine Lese nicht ernst nehmen kann - auf die Gefahr hin, dass ich jetzt auch als "System-Blinde" hingestellt werden kann....

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