Dienstag, 11. Juni 2013

Achtsamkeit auf Ingenieursart


Das Forschungsmagazin "Horizonte" des Schweizerischen Nationalfonds widmet in seiner aktuellen Ausgabe (Nr. 97) eine Doppelseite den spannenden Versuchen mit einer "geführten geistigen Übung", die an der ETH Zürich durchgeführt wird.

Ziel der Versuche ist es, Probanden beizubringen, bestimmte Hirnregionen gezielt zu kontrollieren. Mittels real-time functional MRI kriegen die Probanden ein vereinfachtes Feedback über den Erfolg der Anstrengungen. Dies nennt man Neurofeedback, was nichts anderes bedeutet, als dass die Versuchspersonen (in der Hirnscanröhre) eine (meist visuelle) Rückmeldung auf ihre Hirnaktivität erhalten. Die Versuche zeigten, dass es möglich war, Schmerzen wegzudenken, indem die Versuchspersonen mit zunehmenden Training besser in der Lage waren, das Schmerzzentrum im Gehirn willentlich anzuregen (der Schmerz konnte besser unterdrückt werden, wenn das Schmerzzentrum aktiver war).

Sulzer und Gassert publizierten kürzlich ihre Versuche zur Selbstkontrolle der Substantia nigra (dort sind viele Nervenzellen, die Dopamin freisetzen). Sulzer sagt dazu: "Wir haben mit Neurofeedback, also ohne invasiven Eingriff, den Probanden beigebracht, ihre eigene Dopaminproduktion anzukurben. [...] Wer das lernt, kann diesen mentalen Trick mit nach Hause nehmen und auch offline, ausserhalb der Hirnscanröhre, sein selber hergestelltes Dopamin herstellen."

Sulzer und Gassert zeigen also mit ihren Versuchen, wie Gedanken gezielt die Aktivität des Gehirns ändern und sogar zur Ausschüttung von Neurotransmittern führen. Für mich ist das ein hoffnungsvolles Zeichen: Diese zwei Ingenieure am Labor für Rehabilitationswissenschaften der ETH Zürich zeigen, dass es möglich ist, die "eigene Apotheke im Kopf" zu aktivieren - sicherlich mit viel weniger Nebenwirkungen als der Griff zum Medikament.

Hier kann man das ganze Heft als pdf downloaden:
http://www.akademien-schweiz.ch/index/Publikationen/Horizonte.html


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