Sonntag, 19. Juni 2011

Das Ende der Wissenschaft

In der heutigen NZZ am Sonntag (19.06.2011) erschien ein hochinteressanter Artikel von James Le Fanu. Le Fanu ist Mediziner und Verfasser mehrerer Bücher. Le Fanu hat meiner Ansicht nach die Problematik der wissenschaftlichen Forschung voll erkannt, wenn er schreibt. "Ein zweiter Hinweis auf die Irrfahrt der Wissenschaft ist die Möglichkeit, dass der Verstand und das Leben mit unserem materialistischen Verständnis nicht umfassend erklärbar sind. Denn eine entscheidende Eigenschaft von Gedanken, Überzeugungen und Ideen sowie von "Lebensformen" der Lebewesen ist, dass sie alle nicht materieverhaftet sind und deshalb nicht messbar sind. Und so fallen diese Gebiete aus dem Feld heraus, das naturwissenschaftlich erforschbar und erklärbar ist."


Er geht weiter darauf ein, wie viel Geld in die wissenschaftliche Forschung investiert, wie riesige Datenmengen generiert und wie wenig neue Erkenntnisse dabei herauskommen. Er führt das Beispiel der Entschlüsselung des Genoms auf, welche die genetischen Sequenzen der Lebewesen zwar entschlüsseln, nicht jedoch ihre Entstehung erklären konnte: "Es handelt sich in etwa immer um die gleichen 20'000 Gene. So sorgen die gleichen Gene dafür, dass eine Fliege fliegt, und dafür, dass ein Mensch ein Mensch ist. Es findet sich einfach nichts im Genom von Fliegen und Mensch, welches erklären würde, warum die Fliege über Flügel und ein punktgrosses Gehirn verfügt, während wir Arme haben und unser Geist die Entstehung des Universums erfasst."

Auch die Neurowissenschafter stossen an die gleichen Grenzen. Dazu schreibt er: "Während es vielleicht möglich ist, den physischen Aufbau des Gehirns bis aufs Atom genau zu erforschen, bleibt sein "Produkt" weiterhin ein ungelöstes Rätsel. Gemeint sind die grossen Geheimnisse des Verstandes: die Selbstwahrnehmung, der freie Wille, das Gedächtnis, die Gabe der Vernunft und der Vorstellungskraft und die eigene Identität, die sich verändert und reift mit der Zeit und doch dieselbe bleibt."


Obwohl (oder vielleicht gerade weil?!) ich während meines Studiums an der ETH auch einige Jahre lang Einblick in die Funktionsweise der wissenschaftlichen Forschung erhalten und in dieser "Maschinerie" mitgearbeitet habe, kann ich diesen Worten aus tiefem Herzen zustimmen. Ich bin mir sicher, dass immer mehr Wissenschaftler erkennen, wie unzureichend die heutigen Methoden der "klassischen Naturwissenschaft" sind, um die wirklich grundlegenden Dinge erklären oder gar beweisen zu können. Auch hier gilt: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile... Deshalb glaube ich, solange die Wissenschaft nicht über die "Teilchenforschung" herauskommt, es äusserst schwierig wird, das Ganze zu verstehen.

Mehr Artikel und Infos zu James Le Fanu gibt's hier: Homepage von James Le Fanu

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