Die Forscher um Cryan mischten Milchsäurebakterien ins Futter von Mäusen und unterzogen die Tiere einem Verhaltenstest. Dabei fanden sie heraus, dass mit Mikroben gefütterte Tiere die Furcht vor dem Schwimmen verloren: Nach dem auswechseln der Darmflora wurden die ängstlichen Tiere zu mutigen Mäusen!
Man weiss heute, dass das enterische Nervensystem u.a. über den Vagus mit dem Gehirn verbunden ist: "Ueber diesen Weg können Darm und Magenbakterien Boschaften ans Gehirn übermitteln" erklärt Cryan seine Beobachtungen. Neben zahlreichen noch nicht identifizierten neuroaktiven Botenstoffen produzieren Bakterien auch Serotonin (ein Glückshormon) oder Adrenalin (ein Stresshormon). Diese Tatsache, so Cryan, könne man für die Heilung psychischer Störungen nutzen.
Etwas weiter vorne im gleichen Beobachter-Natur Heft, wird noch auf eine andere bedenkenswerte Tatsache hingewiesen: "Während Menschen von ihren Eltern rund 20'000 Gene erben, umfasst das Erbgut des Mikrobioms, also die Gesamtheit aller Mikroorganismen in unserem Körper, etwa acht Millionen Gene. [...] Wenn auch nur ein kleiner Teil der acht Millionen Gene Auswirkungen auf den menschlichen Wirt hat und wir diesen auf die Spur kommen, bahnt sich eine Revolution im medizinischen Verständnis des Körpers an."
Dabei sind nun nicht (nur) psychische Wirkungen gemeint: Heliobacter pylori (ein Bakterium, das in unserem Magen lebt und dort auch Geschwüre verursachen kann) schützt vor Asthma, Allergien und möglicherweise vor Speiseröhrenkrebs.
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