Mittwoch, 26. März 2014

Schmerzgedächtnis

Die aktuelle Toppharm-Ausgabe enthält mehrere Artikel zum Thema Schmerz. Besonders interessant ist ein Artikel von Dr. Klaus Duffer unter dem Thema "Schmerzliche Erinnerungen". Darin wird beschrieben, wie der Körper ein Schmerzgedächtnis ausbildet: Wir empfinden oft auch dann noch Schmerzen, wenn die körperliche Ursache für den Schmerz längst geheilt ist (das nennt man Allodynie).

Bei chronischen Schmerzen werde unter genetischem Einfluss (IE-Gene) mehr Schmerzsensoren im Rückenmark produziert. So gelangen mehr Schmerzsignale ins Gehirn und das Gehirn reagiert mit der Zunahme der Sensoren von Schmerzknotenpunkten. Dass das Gehirn plastisch ist, ist ja auch eine schon länger bekannte Tatsache. Hier scheint die Plastizität nun für den Menschen nachteilig, weil das Gehirn auch dann noch Schmerzen "vorgaukelt", wenn es gar nicht mehr nötig wäre. Im Artikel kann man lesen: "Wissenschaftler haben herausgefunden, dass nicht nur schmerzhafte Erfahrungen das Schmerzgedächtnis aufschrecken, sondern schon bestimmte Worte ausreichen, um es zu aktivieren. Mithilfe der Magnetresonanztomograpfie konnte beobachtet werden, dass Begriffe wie "quälend", "zermürbend" oder "plagend" bei Testpersonen genau diejenigen Regionen im Hirn aktivierten, in denen die Schmerzen verarbeitet werden." (S. 17)

Das finde ich hochspannend! Information (in diesem Fall bestimmte Worte) verursacht Schmerzen....Was könnte das Primat des Geistes über die Materie besser bestätigen als diese Tatsache?

Der Artikel beschreibt auch, wie man sowohl medikamentös als auch nichtmedikamentös (Verhaltensänderung, körperliche Bewegung, physikalische Therapien mit Kälteanwendungen usw.) versuchen kann, das Schmerzgedächtnis zu löschen. Dr. Markus Béchir (Chefarzt im Zentrum für Schmerzmedizin in Nottwil) sagt dazu allerdings in einem Interview: "...als Mediziner muss ich sogar sagen, dass der Glaube an die Macht der Medikamente eher zu gross als zu klein ist." (S. 19)



Hier der link zur besagten Ausgabe: http://issuu.com/toppharm/docs/tar2_0001_0052?e=2411620/7124997

Und hier gibt's noch ein schönes Bild von einer Homepage über Schmerztherapie:

Quelle: http://www.wohak.eu/Pages/SchmerzUrsacheundWirkung.aspx

Sonntag, 23. März 2014

Quantenmedizin in der Presse

Nicht ganz aktuell, aber immerhin: der Boom um Quantenheilung & Co erfasste schon vor 3 Jahren die Presse, wie ein Artikel aus dem Tagesanzeiger vom 19.3.11 zeigt:
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/Mit-Quantenmedizin-auf-PatientenfangMit-Quantenmedizin-auf-Patientenfang/story/31835183

Und zitiert wird auch ein Zürcher Arzt, der neben der klassischen Schulmedizin auch EFT, Matrix Energetics, u.a. anbietet:

"Was sagt der Zürcher Arzt Matthias Wissler dazu? «Diese Art der Medizin versucht sich durch quantenphysikalische Modelle zu erklären. Es geht im Grunde darum, auf der Informationsebene, im morphischen Feld einer Person, neue Möglichkeiten zu integrieren.» Wobei der Arzt betont, dass es sich um Modelle handelt, deren Wirksamkeit noch nicht schlüssig bewiesen wurde. «In der Praxis haben sich die Methoden jedoch bewährt – gerade auch in Kombination mit der Schulmedizin.»"
Auch wenn ich bezüglich der 3-Tages-Kurs-Taktik der verschiedenen Anbieter skeptisch bin - es scheint doch mehr als nur reine Geldmacherei hinter den verschiedenen Systemen zu stecken. Dem kann ich nur noch anfügen: Wer heilt, hat recht...

Freitag, 14. März 2014

Stimmen aus dem Bauch

Im aktuellen Heft Beobachter-Natur schreibt Stefan Stöcklin über die spannende Forschung des Iren John F. Cryan vom University College in Cork. Cryan ist Neurowissenschaftler und untersucht den Einfluss von Bakterien auf unsere Psyche. Er konnte mittels Magnetresonanztomographie belegen, dass bakteriell bedingte Darmbeschwerden unseren Gefühlszustand beeinflussen, weil sie auf emotionale Zentren des Gehirns wirken.

Die Forscher um Cryan mischten Milchsäurebakterien ins Futter von Mäusen und unterzogen die Tiere einem Verhaltenstest. Dabei fanden sie heraus, dass mit Mikroben gefütterte Tiere die Furcht vor dem Schwimmen verloren: Nach dem auswechseln der Darmflora wurden die ängstlichen Tiere zu mutigen Mäusen!

Man weiss heute, dass das enterische Nervensystem u.a. über den Vagus mit dem Gehirn verbunden ist: "Ueber diesen Weg können Darm und Magenbakterien Boschaften ans Gehirn übermitteln" erklärt Cryan seine Beobachtungen. Neben zahlreichen noch nicht identifizierten neuroaktiven Botenstoffen produzieren Bakterien auch Serotonin (ein Glückshormon) oder Adrenalin (ein Stresshormon). Diese Tatsache, so Cryan, könne man für die Heilung psychischer Störungen nutzen.

Diese "Psychobiotika" (dies ist der Name, den Cryan für die künftigen Heilmittel kreierte) sollen in Zukunft Psychopharmaka ersetzen...

Etwas weiter vorne im gleichen Beobachter-Natur Heft, wird noch auf eine andere bedenkenswerte Tatsache hingewiesen: "Während Menschen von ihren Eltern rund 20'000 Gene erben, umfasst das Erbgut des Mikrobioms, also die Gesamtheit aller Mikroorganismen in unserem Körper, etwa acht Millionen Gene. [...] Wenn auch nur ein kleiner Teil der acht Millionen Gene Auswirkungen auf den menschlichen Wirt hat und wir diesen auf die Spur kommen, bahnt sich eine Revolution im medizinischen Verständnis des Körpers an."

Dabei sind nun nicht (nur) psychische Wirkungen gemeint: Heliobacter pylori (ein Bakterium, das in unserem Magen lebt und dort auch Geschwüre verursachen kann) schützt vor Asthma, Allergien und möglicherweise vor Speiseröhrenkrebs.