Sonntag, 8. Dezember 2013

Noetik

In seinem Buch "Quantenphilosophie und Interwelt" beschreibt Warnke auch die Noetik. "Das Wort leitet sich aus dem Griechischen noétos ab und bedeutet so viel wie geistig wahrnehmbar. Die noch junge Wissenschaftsdisziplin der Noetik führt Quantenphysik und Bewusstseinsforschung zusammen. [...] Es konnte bewiesen werden, dass alle Materie energetisch miteinander verschränkt ist, in einem einheitlichen Geflecht. Zugleich wurde offenbar, dass Bewusstsein ganz faktisch eine Substanz jenseits unseres Körpers ist, eine Energie, die Materie verändern kann. Umgekehrt hat Materie mit seinen Feldern Einfluss auf die vom Bewusstsein abhängigen Felder." (S. 251/252)

Da ich noch nie etwas von Noetik gehört habe, bin ich mal ein wenig auf Webforschung gegangen und habe gleich recht brauchbare Erklärungen gefunden:

"Genaugenommen ist die Noetik eine Wissenschaft, die die Physik mit der Psychologie und den Forschungen aus dem Bereich des Bewusstseins verbindet. Andere nennen es Bewusstseinsforschung. Anders ausgedrückt ist Noetik ganz und gar nicht so einfach zu beschreiben, denn es ist eben ein sehr weit gefasster Bereich der uns erst jetzt durch aktuelle Forschungen in jüngster Zeit immer wieder zum Nachdenken an regt und uns zu dem Schluss kommen lässt, dass es eben doch noch etwas gibt was außerhalb dieser Materie liegt. Etwas was dazwischen liegt und vor allem etwas was wir nicht sehen und anfassen können." (Quelle: http://worldtimes-online.com/wissen/60-noetik.html)

"Die Kernthese der Noetik lautet: Auch Gedanken sind Materie, und da alle Elementarteilchen des gigantischen Nullpunkt-Feldes miteinander kommunizieren, können Gedanken Materie beeinflussen. Der amerikanische Physiker Harold Puthoff vom Institute for Advanced Studies in Austin/Texas, wagt die Prognose: »Das letzte Jahrhundert war das Atomzeitalter – dieses könnte als das Nullpunkt-Zeitalter in die Geschichte eingehen." Quelle: http://www.pm-magazin.de/a/k%C3%B6nnen-gedanken-materie-ver%C3%A4ndern

"Die Wissenschaft lernt allmählich, dass Partikel anscheinend selbst über große Entfernungen miteinander „kommunizieren“ können. Die sogenannte Quantenteleportation ist ein Vorgang, durch den eine Informationseinheit von einem Teilchen auf ein anderes Teilchen übertragen werden kann, unabhängig von Ort oder Entfernung. Da drängt sich natürlich die Schlussfolgerung auf, dass auch unser Verstand mit anderen Partikeln außerhalb unseres Körpers kommunizieren kann."
Quelle: http://www.zeitenschrift.com/artikel/noetik-raumfahrt-durchs-innere-universum#.UqSYr9Kk_To

Und hier ist ein Ausschnitt aus einem ebenfalls sehr empfehlenswerten Artikel über das Thema aus folgender Quelle: http://www.aurogaya.com/index.php?option=com_content&view=article&id=30&Itemid=36:

"Bernhard Grad, Biologe an der McGill University im kanadischen Montreal, legte Samen in mehrere Behälter mit Salzwasser, das ihr Wachstum verlangsamen sollte. Vorher ließ er einen Geistheiler seine Hände auf einen der Behälter legen. Die Samen in diesem Behälter wuchsen schneller.

Carroll Nash, Biologe von der St. Joseph´s University in Philadelphia/USA ließ in Laborversuchen Menschen durch ihre Willenskraft das Wachstum von Bakterien beeinflussen.

Clive Backster, Lügendetektor - Experte in New York, maß die Oberflächenspannung von Pflanzen: Bei Bedrohung oder Verletzung änderte sie sich wie beim Menschen in ähnlicher Situation - und zwar schon bevor mit den Pflanzen etwas gemacht wurde."

Wer viel Zeit zum Lesen und Lust auf die Verknüpfung von Literatur und Noetik hat, kann hier schmökern:
http://noetic-science.com/

Und hier noch Infos zum Institut für Noetische Wissenschaft:
http://de.wikipedia.org/wiki/Institute_of_Noetic_Sciences



Mittwoch, 4. Dezember 2013

Wir bestehen aus Energie und Informationen

Quantenphilosophie und Interwelt

Warnke studierte Biologie, Physik, Geographie und Pädagogik und war jahrelang Dozent an der Universität des Saarlandes (Lehraufträge in Biomedizin, Biophysik, Umweltmedizin, Physiologische Psychologie und Psychosomatik). Nur schon seine CV beeindruckt mich! Auch was Warnke schreibt, ist super. Schon sein Buch "Quantenphilosophie und Spiritualität" hat mir ausserordentlich gut gefallen! In seinem neuen Buch schreibt Ulrich Warnke darüber, wie Quantenbewusstsein als Schlüssel zur Steuerungszentrale des Lebens funktioniert. Wie schon sein erstes "Quantenphilosophie-Buch" kann ich auch dieses Werk nur empfehlen! Mir scheint, dass Warnkes jahrelange Dozententätigkeit und sein grosses Wissen in Pädagogik zu leicht verständlichen, spannend geschriebenen und didaktisch gut aufgebauten Büchern führt!

In seinem Buch "Quantenphilosophie und Interwelt" beschreibt Warnke u.a. auch sehr gut verständlich, wie Materie zustande kommt: "Schwere Teilchen wir Protonen und Neutronen stellen Verdichtungen von Feldern dar, deren Verdichtungsgrad deutlich grösser als der von anderen Teilchen wie Photonen oder Elektronen ist. Wenn sich zwei Protonen auf eine Distanz von 10-13 cm nähern, dann verflechten sich ihre Kraftfelder miteinander. Die Teilchen werden sozusagen fest verklebt. Da die Kraftfelder eine Folge des Spins sind, kann man die Zusammenlegung der Spins für den Atomkernaufbau verantwortlich machen. Aus Teilchenspins wird der Gesamtspin eines Nukleon.
Man versucht heute, den Atomkern durch höchstenergetischen Teilchenbeschuss in Untereinheiten zu zerlegen, um Aussagen über die kleinsten Teilchen der Materie zu erhalten. So sind die Quarks entstanden, von denen man lange annahm, sie seien die kleinsten Gebilde überhaupt. Die heute bekannten kleinsten Partikel sind die Tohus und Wohus (benannt nach dem hebräischen Wort Tohuwabohu; übersetzt: wüst und leer)." (S. 202/203)

Das man schon wieder noch kleinere Teilchen als die Quarks gefunden hat, ist für mich neu. Deshalb hier eine Sammlung von Artikeln über die (vorderhand z.T. noch hypothetischen) Elementarteilchen:
http://diepresse.com/home/science/347373/Endlose-Teilung-der-Teilchen
http://www.wissenschaft.de/home/-/journal_content/56/12054/67338


Und in einem Skript über Kernphysik und Strahlenschutz kann man lesen:
"Leptonen und Quarks sind (theoretisch) aus Rischonen (Tohu (1/3), Vabohu (0), und deren Antiteilchen), Präyonen und Präquarks aufgebaut, diese Teilchen sind jedoch schwer nachweisbar, wegs Heissenbergscher Unschärferelation, und der hohen Energien (~200GeV), die notwendig sind um diese Teilchen aus ihrem Verbund zu reissen."Quelle: http://umija.org/20060247%3ANukleonik

Warnke geht darauf ein, wie kurzlebig diese Materieteilchen (oder besser Energiewirbel) sind und folgert deshalb daraus: "Nicht die Substanz des Menschen und anderer Naturkonstruktionen wird erhalten, sondern, solange wir auf der Erde leben, die Mustermatrix für Form, Struktur und Gestalt. Einmal mehr wird deutlich: Wir bestehen aus Energie und Informationen, [...]" (S. 203)

Und hier ein link zu einem spannenden Vortrag von Warnke über Quantenphysik, Bewusstsein, Unbewusstsein und Realität: http://www.youtube.com/watch?v=aFeOhQ1K6vo


Dienstag, 24. September 2013

Feinstoffliche Felder zwischen Mythos und Wissenschaft



Über Marco Bischof habe ich in diesem Blog auch schon mal geschrieben (über sein Buch Salutogenese). Im Vergleich zu seinem Buch "Salutogenese" ist dieses Buch hier schon etwas schwierigere Kost. In einem ersten Teil schreibt Bischof über historische Ursprünge von feinstofflichen Feldern und Lebensenergiekonzepten. Begriffe wie "Prana", "Äther", "Mana", "Qi" und viele weitere werden kurz erklärt und z.T. auch miteinander in Bezug gesetzt. Im zweiten Teil des Buches schreibt Bischof über die Physik und die feinstofflichen Felder, was dann doch etwas abstrakter ist als der historische Exkurs.
In einem dritten Teil behandelt Bischof Praxis und Technologie des Feinstofflichen. Ähnlich wie schon im ersten Teil erklärt er hier verschiedene Praktiken und Techniken kurz und vergleicht sie teilweise auch miteinander.
Auf S. 368 schreibt er: "Während elektromagnetische Felder in der Tat energetische Wirkungen besitzen, das heisst Energie übertragen, handelt es sich bei den feinstofflichen Feldern um völlig andersartige "Informationsfelder", die ihre Wirkungen nicht durch Energieübertragung, sondern durch informative Auslösung von Prozessen erzielen, wobei die zur Fortführung des betreffenden Vorgangs nötige Energie meist aus dem Prozess selbst (bei Organismen aus dem Organismus selbst) bezogen wird."

Für mich besonders spannend ist seine Auseinandersetzung mit dem Bewusstsein, denn Bischof schreibt, dass man aufgrund der heutigen Interpretation der Quantenmechanik davon ausgehen müsse, dass wir durch unsere Beobachtung zur Schöpfung der physikalischen Welt beitragen. Soweit so gut, doch laut Bischof besteht unter den Naturwissenschaftler noch in zwei Punkten keine Einigkeit: "Einerseits glauben viele Physiker, Bewusstseinseinflüsse könnten allenfalls im Bereich der mikroskopischen Dimensionen von Elementarteilchen eine Rolle spielen, aber nicht im makroskopischen Bereich der Objekte unserer Alltagswelt. [...] Man mag sich noch nicht von der Annahme lösen, dass Geist (oder Bewusstsein) und Materie getrennte Bereiche sind, zwischen denen es keine Wechselwirkung gibt [...] Selbst eine Einwirkung des Bewusstseins auf den eigenen Organismus wird nur mit Mühe akzeptiert [...]" 
(S. 244)
Der zweite Streitpunkt betrifft die Frage, ob das Bewusstsein auf unser Gehirn beschränkt ist oder ob es so etwas wie ein "universelles Bewusstsein" gibt.
Bischof erklärt das Langzeitgedächtnis wie folgt: "Das Langzeitgedächtnis wird in der Quanten-Neurodynamik als ein strukturierter Komplex von Vakuumzuständen verstanden, die Erinnerung als eine Emission von kohärenten Biophotonen-Signalen aus dem Vakuumzustand." (S. 247)

Spannend fand ich auch die Beschreibung von Experimenten mit Digital Biology: Der französische Immunologe Jacques Benveniste löste 1988 einen Skandal aus, als er aufgrund seiner Experimente auf eine Erinnerungsfähigkeit von Wasser schloss. Er kam zu diesem Schluss, weil er Antikörper in eine Wasserlösung gab und diese derart stark verdünnte, dass gar keine (materiellen) Antikörper mehr im Wasser sein konnten. Die Reaktion der weissen Blutzellen erfolgte aber auch bei einer derart stark verdünnten Lösung. Benveniste glaubt, dass Substanzen "molekulare Signale" haben, welche auf Trägermedien wie beispielsweise Wasser gespeichert werden. Er versuchte, solche Signale auf elektronische Speichermedien wie Disketten zu speichern und via Internet und Telefon zu übertragen. "Er nennt dieses neue Gebiet Digital Biology , und glaubt, es eröffne die Möglichkeit, 'die spezifische Aktivität von biologisch-aktiven Molekülen und die immunologische Signatur von Viren und Bakterien mit Hilfe einer Computer-Soundkarte wie Musik auf Diskette aufnehmen' und damit bei Lebewesen exakt die Wirkung des betreffenden Stoffs auslösen zu können." (S. 267) Mehr Infos dazu gibt's hier: http://digibio.com/
Bischof erwähnt, dass auch die Transplantationsmedizin vom Phänomen schreibt, dass Organspender plötzlich Erinnerungen ihrer Spender haben oder deren Lebensgewohnheiten u./o. Präferenzen übernehmen. Mittlerweile gibt es mehrere dokumentierte Erfahrungsberichte, die den Schluss zulassen, dass alle lebende Materie ein Gedächtnis besitzt.

Abschliessend stellt Bischof jedoch auch wieder fest, "dass das Wesen von Naturwissenschaft und Physik weitgehend dadurch bestimmt ist, dass sie nicht-materielle, seelische und geistige Faktoren gerade deswegen aus der Welterklärung ausschliesst, weil ihr Ziel seit jeher die Beherrschung der materiellen, äusseren Welt war." (S. 369)

Sonntag, 18. August 2013

Elektrische Hirnstimulation hilft Schizophrenen


In der heutigen NZZ am Sonntag wird in einem Artikel von Christian Bernhart beschrieben, wie die transkranielle Magnetstimulation (TMS) zur Behandlung von "Stimmen im Kopf" und anderen Gehirnstörungen erfolgreich eingesetzt wird. Beschrieben wird im Artikel der Fall einer Frau, welche die Stimme ihres verstorbenen Göttis hörte und zuerst dachte, dass sie nun medial begabt sei. Schliesslich wurde die Stimme aber zu penetrant und die Frau brach zweieinhalb Monate nach der ersten "Botschaft" völlig erschöpft zusammen. In der Klinik wurde die Stimme als akustische Halluzinationen diagnostiziert und mit eben besagter Hirnstimulation durch Magnetfelder erfolgreich behandelt.

Die Therapiemethode ist ein relativ junges Verfahren, welches zuerst nur diagnostisch und erst seit etwa 10 Jahren auch therapeutisch eingesetzt wird. "Wiederholte Impulsfrequenzen von 1 Hz haben eine beruhigende, höhere von etwa 50 Hz eine stimulierende Wirkung auf die Hirnrinde."

Ich finde es sehr interessant, dass die Schwelle zwischen Geist und Materie offensichtlich auf sehr fein dosierte Magnetfelder reagiert... Die Forscher finden immer mehr Puzzle-Steine, welche ein immer klarerer Bild der Welt in und um uns geben. 

Dienstag, 9. Juli 2013

Der zweite Code



Der promovierte Neurobiologe Peter Spork arbeitet seit 1991 als freier Wissenschaftsjournalist und Autor. Er hat mit "Der zweite Code" ein sehr gut lesbares und hoch spannendes Buch über die neuesten Erkenntnisse und Forschungsbestrebungen im Bereich der Epigenetik geschrieben. In seinem Buch habe ich viele Neuigkeiten zur Regulation der Gene gelernt, und nur schon deshalb finde ich dieses sehr gut lesbare und seriös recherchierte Buch absolut empfehlenswert.

Gleich im ersten Kapitel beschreibt Spork sehr gut, wie unser Erbgut aufgebaut ist und wie die "Schalter" funktionieren, welche die Genaktivität steuern. Methylgruppen, Histonmodifikation und Mikro-RNA als epigenetische Regulatoren werden von S. 48 - 63 kurz, bündig und verständlich beschrieben. Dieses erste Kapitel schliesst denn auch schon mit einer Aussage, die als grobes Buchfazit dienen könnte: "Wer sein Leben ändert, ändert seinen Stoffwechsel und sein Hormonsystem Und das beeinflusst langfristig Methylierungsmuster, Histonmodifikationen und Mikro-RNAs." (S. 63)

Spork beschreibt, wie die Umwelt die Genaktivität der Zellen regulieren kann und welche Konsequenzen sich daraus für uns und unsere Kinder ergeben: " 'Spüren' die Epigenome der Kinder, dass die Welt ihrer Eltern eine freundliche und lebenswerte ist, justieren sie sich wohl so, dass liebevolle, zufriede, bindungsfähige und ausgeglichene Persönlichkeiten entstehen." (S. 107)

Weiter geht Pork - ähnlich wie auch Joachim Bauer - recht detailiert auf die Entstehung von Krankheiten ein und beschreibt, wie die Epigenetik in sehr vielen Fällen die Basis für Krankheiten ist. Er zitiert den berühmten "Agouti-Maus-Forscher" Randy Jirtle auf S. 161: "Die meisten Krankheiten entstehen nicht erst im Erwachsenenalter. Ihr Ursprung liegt oft bereits in den frühesten Entwicklungsstadien direkt nach der Befruchtung. [...] Die Basis der meisten Leiden ist die Epigenetik. Denn Krankheiten entstehen nun mal leichter durch eine falsche Regulation der Gene als durch falsche Gene selbst."

Dank Spork habe ich zum ersten mal von der Alternative zur Stammzellforschung gelesen: Es ist 2007 erstmals gelungen, Körperzellen zu reprogrammieren - sie quasi wieder in einen undifferenzierten Zustand zurück zu versetzen. Die so hergestellten induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) haben ein Epigenom, dass mit demjenigen einer echten Stammzelle identisch ist (S. 253). Auf S. 253 kann man die optimistische Einschätzung des Forschers Rudolf Jaenisch lesen: "In absehbarer Zeit habe man das Verfahren vermutlich so gut verstanden, dass man geeignete Körperzellen auch ohne Gentechnik in Stammzellen verwandeln könne - allein mit einem Mix verschiedener, von aussen zugeführter Substanzen, die das Epigenom zur passenden Umschaltung veranlassen. [....] Wenn die Wissenschaftler gelernt haben, direkt vom epigenetischen Programm einer ausdifferenzierten Zelle in das einer anderen umzuschalten, können sie zum Beispiel eine Hautzelle in eine Nervenzelle verwandeln oder eine Hodenzelle in eine insulinproduzierende Bauchspeichedrüsenzelle und so weiter. Bei Mauszellen ist das im Ansatz schon gelungen."

In seinem Buch beschreibt Spork auch, was Forscher im Erbgut von sehr alten Menschen gefunden haben, wobei er auch klar sagt, dass man bisher noch nicht genau weiss, wieso einige Menschen langsamer altern als andere. Doch es gibt ganz klare Hinweise, dass viel Bewegung, wenig Stress und die richtige Ernährung Garanten für ein langes Leben sind. Ganz am Schluss des Buches schreibt er dazu selber: "Jeder kennt diese Tipps, jeder weiss, dass sie richtig sind. Und doch sind sie so schwer umzusetzen - weil uns kein Arzt, Therapeut oder Guru die Verantwortung für uns selbst abnehmen kann. Wir entscheiden nun mal zu einem Grossteil selbst darüber, in welcher Umwelt wir leben. [...] Das wirklich neue an der Epigenetik ist, dass sie uns erklärt, wo und wie ein gesunder Lebensstil unseren Körper und Geist verändert." Und genau dazu ist Sporks Buch ein super Beitrag!!

Samstag, 29. Juni 2013

Unterschiedliche Medikamentenverträglichkeiten

Joachim Bauer schreibt in seinem Buch "Das Gedächtnis des Körpers" u.a. auch davon, dass jeder Mensch eine individuelle Medikamentenverträgälichkeit hat. Laut Bauer haben rund 30% der Bevölkerung eine verminderte CYP450-Enzymtätigkeit, 10% sogar eine extrem verminderte CYP450-Enzymtätigkeit. Bei rund 40% der Bevölkerung wirken also die Medikamenten-Entgiftungsenzyme CYP450 nicht richtig, wodurch eine verminderte Medikamentenverträglichkeit besteht.
Auf S. 139 schreibt Bauer: "Der 'Normaltyp' bei der Entgiftungsleistung, auf den sich die Dosis-Empfehlungen bei Medikamenten beziehen, ist in der Bevölkerung also nur bei etwa 60 Prozent aller Personen vertreten. [..] 10% der Bevölkerung werden bei diesen Medikamenten durch 'normale' Dosen geradezu vergiftet."






Das Gedächtnis des Körpers

Joachim Bauer ist Arzt, Neurobiologe und Psychiater und forschte lange im Bereich der Spiegelneuronen. In seinem tollen Buch "Das Gedächtnis des Körpers" beschreibt er auf verständliche Art und Weise, wie unser Gehirn aus Psychologie Biologie macht. Dieses Buch ist wirklich sehr lesenswert und etwas vom Besten in diesem Bereich, was ich in letzter Zeit gelesen habe.



Was Bauer für mich so glaubhaft macht, ist seine Einsicht, dass auch die Neurobiologie die Schnittstelle Körper/Psyche nicht genau erklären kann: "Was ein Mensch fühlt, wird sich niemals alleine mit neurobiologischen Mitteln beschreiben lassen. [...] Nervenzellen und ihre Neurotransmitter können [...] nicht selbst fühlen."

Anhand vieler Beispiele aus seinem Alltag als Psychiater und mit seinem Wissen als Neurobiologe beschreibt Bauer eindrücklich, wie unsere Umwelt unsere Vernetzung von Nervenzellen im Gehirn massgeblich prägt. Er beschreibt, wie unser Spiegelneuronensystem in Gehirn unmittelbar nach der Geburt (und auch schon pränatal) damit beginnt, Signale aus der Umwelt zu spiegeln. "Mütterlicher Stress während der Schwangerschaft hat beim Nachwuchs später in Belastungssituationen eine bleibend erhöhte Auslenkung der CRH-Stressreaktion zur Folge." (S. 55) "Eine 'anregungsreiche Umwelt' ergibt sich für den Säugling daher zunächst vor allem durch die Beziehung, welche die Mutter mit ihm eingeht." (S. 67). "Positive Effekte einer abwechslungsreichen und anregenden Umgebung auf die Hirnstruktur liessen sich nicht nur bei jüngeren, sondern auch bei ausgewachsenen Tieren zeigen." (S. 65) Laut Bauer ist diese Spiegelung zunächst noch völlig unreflektiert, weil das Kind zuerst lernen muss, die gespiegelten Signale zu interpretieren und ein bewusstes Zurückspiegeln (oder auch abblocken unerwünschter Spiegelungen) erst später möglich wird. Er folgert deshalb: "Die Sicherung einer konstanten, führsorglichen und liebevollen Betreuung für Kinder ist daher nicht nur ein humanes und soziales Erfordernis, sondern auch eine Voraussetzung für eine ungestörte neurobiologische Entwicklung des Kindes." (S. 75) In der Kindheit und Jugend erworbene innere Neuronen-Netzwerke führen zu Schemata, die unser Leben als Erwachsene prägen."Bisherige Erlebnisse und Erfahrungen prägen neuronale Netzwerke, die zugleich Muster für die Bewertung oder Bewältigung künftiger Situationen werden. Neuronale Netzwerke codieren also auch zwischenmenschliche Beziehungen." (S. 65)

Bauer beschreibt auch, wo im Gehirn diese Neuronennetzwerke verstärkt werden: Die Mandelkerne (Amygdala) beteiligen sich entscheidend an der Bewertung neuer Situationen und Ereignisse, wobei an diesem Ort in limbischen System v.a. negative Erlebnisse gespeichert werden. Der Gyrus cinguli ist ebenfalls sehr wichtig in der Wahrnehmung und Interpretation der Umweltreize, weil dort die Schaltstelle zwischen äusserer Umwelt und innerer Körperwelt zu finden ist.   "Der Gyrus cinguli (deutsch: 'Gürtelwindung') [...] erwies sich aufgrund neuerer Untersuchungen als Sitz des Selbstgefühls, des Mitgefühls mit anderen Menschen und als Ort der Lebens-Grundstimmung." (S. 59) Bei Depressiven ist im Bereich des Gyrus cinguli eine veränderte Hirnaktivität nachweisbar.

Bauer zeigt dann anhand verschiedener Erkrankungen (z.B. Depression, Burn out oder postraumatische Belastungsstörung) das Zusammenspiel zwischen Umwelt, Genaktivität und Neurobiologie. "Häufige Gründe für das Entstehen seelischer Gesundheitsstörungen sind verunsichernde Erfahrungen bezüglich der Zuverlässigkeit von Bindungen, Ängste vor dem Verlust von Beziehungspersonen (oder tatsächlich erlittene Verluste), hoher Anpassungsdruck an die Bedürfnisse oder Gebote anderer, eine zu starke Zurückstellung eigener Bedürfnisse und nicht zuletzt auch Erfahrungen von Gewalt." (S. 213)

Auch die Epigenetik kommt ein wenig zum Zuge, und Bauer zieht zur Verdeutlichung ein tolles Bild des Genforschers Jens Reich bei: "[...] Jens Reich hat die Gene [...] mit einem Konzertflügel verglichen. Ein Konzertflügel kann für sich alleine keine Musik machen. Das Instrument genügt nicht, es muss jemand auf ihm spielen." (S. 10). Dieses Buch behandelt die Epigenetik nur soweit, als dass sie nötig ist, um die Mechanismen der Plastizität des Gehirns und Nervensystems zu verstehen.

Dieses Buch erklärt sehr eindrücklich Zusammenhänge, die uns alle zutiefst betreffen. Das Erschreckende dabei ist, dass durch fehlende oder belastende soziale Beziehungen nicht nur psychische Krankheiten resultieren, sondern nachweislich auch noch die Nervenzellen massiv degenerieren.


Dienstag, 11. Juni 2013

Achtsamkeit auf Ingenieursart


Das Forschungsmagazin "Horizonte" des Schweizerischen Nationalfonds widmet in seiner aktuellen Ausgabe (Nr. 97) eine Doppelseite den spannenden Versuchen mit einer "geführten geistigen Übung", die an der ETH Zürich durchgeführt wird.

Ziel der Versuche ist es, Probanden beizubringen, bestimmte Hirnregionen gezielt zu kontrollieren. Mittels real-time functional MRI kriegen die Probanden ein vereinfachtes Feedback über den Erfolg der Anstrengungen. Dies nennt man Neurofeedback, was nichts anderes bedeutet, als dass die Versuchspersonen (in der Hirnscanröhre) eine (meist visuelle) Rückmeldung auf ihre Hirnaktivität erhalten. Die Versuche zeigten, dass es möglich war, Schmerzen wegzudenken, indem die Versuchspersonen mit zunehmenden Training besser in der Lage waren, das Schmerzzentrum im Gehirn willentlich anzuregen (der Schmerz konnte besser unterdrückt werden, wenn das Schmerzzentrum aktiver war).

Sulzer und Gassert publizierten kürzlich ihre Versuche zur Selbstkontrolle der Substantia nigra (dort sind viele Nervenzellen, die Dopamin freisetzen). Sulzer sagt dazu: "Wir haben mit Neurofeedback, also ohne invasiven Eingriff, den Probanden beigebracht, ihre eigene Dopaminproduktion anzukurben. [...] Wer das lernt, kann diesen mentalen Trick mit nach Hause nehmen und auch offline, ausserhalb der Hirnscanröhre, sein selber hergestelltes Dopamin herstellen."

Sulzer und Gassert zeigen also mit ihren Versuchen, wie Gedanken gezielt die Aktivität des Gehirns ändern und sogar zur Ausschüttung von Neurotransmittern führen. Für mich ist das ein hoffnungsvolles Zeichen: Diese zwei Ingenieure am Labor für Rehabilitationswissenschaften der ETH Zürich zeigen, dass es möglich ist, die "eigene Apotheke im Kopf" zu aktivieren - sicherlich mit viel weniger Nebenwirkungen als der Griff zum Medikament.

Hier kann man das ganze Heft als pdf downloaden:
http://www.akademien-schweiz.ch/index/Publikationen/Horizonte.html


Sonntag, 12. Mai 2013

Krank aus blosser Angst

In der heutigen (12.05.2013) NZZ am Sonntag schreibt Patrick Imhasly einen kurzen Artikel zum Thema "Krank aus blosser Angst".
Gemäss einer Studie der Psychologen Michael Witthöft und James Rubin (King's College in London) löst WLAN-Strahlung tatsächlich Krankheitssysmptome wie Beklemmung oder Kribbeln in den Extremitäten aus. Allerdings sind es nicht die Felder selber krankmachend, sondern die Erwartungen der Menschen, dass die Felder sie schädigen würden ("Journal of Psychosomatic Research", Bd. 74. S. 206). Dieses Phänomen ist schon lange als Nocebo-Effekt bekannt.
Witthöft und Rubin zeigten in ihren Studien 147 Versuchtsteilnehmern zwei unterschiedliche Fernsehberichte über WLAN: Eine Versuchsgruppe sah einen BCC-Dokumentarfilm, in dem mit dramatischen Worten und Bildern mögliche Gesundheitsfolgen von WLAN- und Mobilfunksignalen gezeigt wurden. Die andere Gruppe sah einen BBC-News-Bericht über die Sicherheit von Daten im Mobilfunk oder Internet ohne gesundheitsrelevante Infos. Beide Probandengruppen mussten sich anschliessend an einen PC setzen und dort einen WLAN-Empfänger aktivieren, der während einer Viertelstunde (vermeintlich) in Betrieb war. Keine der beiden Gruppen waren tatsächlich elektromagnetischen Feldern ausgesetzt - die Aktivierung des WLAN war nur vorgespielt! Doch die Reaktion der beiden Gruppen war erstaunlich: Menschen, die den Dokumentarfilm über die möglichen Gefahren elektromagnetischer Strahlung gesehen hatten, klagten häufiger über körperliche Beschwerden.
"Folgt man den Autoren, macht ihre Studie nicht nur deutlich, wie mächtig die Erwartungshaltung des Menschen ist, sondern auch, was die Medien mit einseitigen Berichten über die vermeintlichen Gefahren neuer Technologien bei den Menschen auszulösen vermögen. Trotz zahlreichen Studien fehlt nämlich bis heute der Nachweis, dass elektromagnetische Felder einen direkten und relevanten Einfluss auf die menschliche Gesundheit haben."
Imhasly schreibt zum Schluss: "Wenn bei Nocebo-Effekten die Gefahr auch eingebildet ist - die Auswirkungen sind real."

Ein weiterer Artikel zur selben Studie gibt es hier: http://www.uni-mainz.de/presse/56071.php

Hier ist der Link zum Abstract der Studie: http://www.jpsychores.com/article/S0022-3999(12)00335-2/abstract


Wieder einmal mehr beweist eine Studie, dass die Realität sich so zeigt, wie wir sie uns machen: Wenn wir von der Schädlichkeit elektromagnetischer Felder überzeugt sind, sind sie für uns wirklich schädlich.Vielleicht schaden uns die SmartPhones deshalb nicht so sehr, weil wir ihren Nutzen höher als ihren Schaden bewerten...?

Freitag, 15. März 2013

Blick in die Ewigkeit

Der Neurochirurg Eben Alexander fällt aufgrund einer einer extrem seltenen Meningitis (durch E.Coli) völlig unerwartet ins Koma. Seine Gehirnfunktion fällt nachweislich für 7 Tage aus. Dennoch überlebt er und weiss nach seinem Erwachen noch sehr deutlich, was er im Koma "erlebt" hat. Im Bestseller "Blick in die Ewigkeit" erzählt er von seiner Erfahrung.

Blick in die Ewigkeit
Das Buch habe ich in einem Zug durchgelesen und es hat mich tief berührt. Alexander beschreibt sehr ehrlich seinen Wandel vom skeptischen Neurowissenschaftler zum spirituellen Menschen. Er beschreibt, wie sehr die gemachte Erfahrung sein gesamtes Weltbild auf den Kopf gestellt hat: "Ich war wild entschlossen und naiv genug, diese Erfahrungen mit anderen zu teilen, besonders mit meinen Arztkollegen. Immerhin änderte das, was ich erlebt hatte, meine lang gehegten Überzeugungen davon, was das Gehirn und das Bewusstsein sind, und sogar, was das Leben bedeutet - und was nicht." (S. 170)

Vor seiner Nahtoderfahrung war Alexander davon überzeugt, dass Bewusstsein nicht losgelöst vom Gehirn existiert. Doch er selber machte während seines Kommas sehr bewusste Erfahrungen - völlig ohne die dazu nötigen Hirnstrukturen, welche zu dieser Zeit nachweislich nicht vorhanden waren. Dies bringt ihn zu folgendem Schluss: "Das Bewusstsein ist nicht nur alles andere als ein unwichtiges Nebenprodukt körperlicher Prozesse, wie ich vor meinem Erlebnis gedacht hatte, es ist auch sehr real, und zwar sehr viel realer als der Rest der physischen Existenz und höchstwahrscheinlich die Basis von allem. Aber keine dieser Einsichten wird wirklich in das Bild der Wissenschaft von der Realität integriert." (S. 202/203)

Auf S. 205 bringt er die Problematik sehr gut auf den Punkt: "Die Vorherrschaft der ausschliesslich auf dem physischen Bereich basierenden wissenschaftlichen Methoden während der letzten vierhundert Jahren stellt ein grosses Problem für uns dar. Wir haben den Kontakt zu dem tiefen Mysterium im Zentrum unserer Existenz verloren: unserem Bewusstsein. Es war (unter verschiedenen Namen und in Form von verschiedenen Weltbildern zum Ausdruck gebracht) in den vormodernen Religionen wohlbekannt und wurde von ihnen gehütet, ist jedoch in unserer säkularen westlichen Kultur in dem Masse verlorengegangen, in dem wir uns von der Macht der modernen Wissenschaft und Technik haben fesseln lassen."

Für Eben Alexander ist es seit seiner gemachten Erfahrung völlig klar, dass es ein Bewusstsein ausserhalb der materiellen Strukturen gibt. Er ist überzeugt, dass er während seines Komas in diesem Bewusstsein war und hat eine sehr lebhafte Erinnerung an die dort gemachten Erfahrungen und Erkenntnisse. Ich glaube, dass gewisse Forscher sogar schon recht nahe an dieses Bewusstsein herangekommen sind (z.B. die Konzepte der morphogenetischen Felder, des Informations- oder Quantenfeldes, des X-Signalsystems usw.).

Alexanders Buch zeigt mir aber auch, dass selbst er als Neurologe und vormaliger Skeptiker seine Kollegen nicht davon überzeugen kann. Vielleicht gibt es auch ein Wissen, dass wir nur erfahren können, weil es einfach zu unfassbar ist, um es mit dem Intellekt oder gar technischen Apparaten zu quantifizieren.

Alexanders Buch finde ich deshalb so gut, weil er als Wissenschaftler eine wissenschaftliche Abhandlung über seine eigenen Erfahrungen schreibt. So kann man sich im Anhang A in einer Stellungsnahme des Spezialisten für Infektionskrankheiten Scott Wade davon überzeugen, wie selten Alexanders Erkrankung und wie kritisch sein Zustand war. In Anhang B führt Alexander selber neurowissenschaftliche Hypothesen an, die er herangezogen hat, um seine Erfahrungen zu erklären. "Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Sie alle konnten nicht erklären, wie es zu der reichen, stabilen und vielschichtigen Interaktivität meiner Erfahrung [...] gekommen ist. " (S. 251)

Im Buch findet man auch einen Hinweis auf die von Alexander und seinem Kollegen John R. Audette gegründete Organisation "Eternea"(http://www.eternea.org/index.htm), die es sich zum Ziel gemacht hat, "Forschung, Bildung und anwendungsorientierte Programme im Bereich des Bewusstseins und der interaktiven Beziehung zwischen Bewusstsein und physikalischer Realität (etwa Materie und Energie) voranzutreiben." (S. 231)

Mittwoch, 20. Februar 2013

Russische Heilmethoden

Die Rettungsassistentin und Heilpraktikerin Susan Erk hat im Jahre 2010 ein kleines e-Book über russische Heilmethoden geschrieben. Da steht auch einiges über "gesunde Lebenseinstellung" und positive Gedanken drin. Geschrieben ist es sehr einfach und gut verständlich.

Ich bin davon überzeugt, dass wir - ganz im Sinne der Salutogenese - endlich anfangen müssen, unsere Gesundheit selber in die Hände zu nehmen. Auch der beste Arzt kann uns nicht heilen - er kann uns nur auf dem Weg zur Gesundheit die nötigen Impulse und/oder notwendigen "Notfallsinterventionen" geben.

Da meiner Meinung nach Information an erster Stelle steht (deshalb heisst dieser Blog ja auch Informationsmedizin) hier also der Link zum e-Book: http://terragermania.files.wordpress.com/2012/03/russische_heilgeheimnissedownload.pdf


Montag, 18. Februar 2013

Salutogenese - Unterwegs zur Gesundheit

Der Schweizer Marco Bischof hat in Zürich Ethnologie und Religionswissenschaften studiert und lebt in Berlin. Er ist Autor mehrerer "grenzwärtiger" Bücher, versteht er sich doch als Berater für Grenzgebiete von Geistes- und Naturwissenschaften.

Salutogenese - Unterwegs zur GesundheitMit dem Buch über Salutogenese schreibt er ein sehr fundiertes Buch über wissenschafthistorische Entwicklungen im Bereich Medizin- und Gesundheitsverständnis. Wer hier konkrete Tips oder gar Anleitungen für einen Weg in die Gesundheit erwartet, wird enttäuscht: Bischof greift das Thema von rein theoretischer Seite an. Doch da lernt man auch viele gute Konzepte und Zusammenhänge. Das Konzept der Salutogenese betrachtet in erster Linie die Gesundheit: Im Zentrum der Untersuchungen steht nicht die Krankheit, sondern was eben Gesunde Menschen für Fähigkeiten haben, die sie eben gesund sein lassen. "Die bisher weithin ignorierte und unterschätzte Fähigkeit des Menschen, seine eigenen physiologischen und psychologischen Zustände zu regulieren und zu verändern, muss generell als der wichtigste Faktor der Salutogenese bezeichnet werden." (S. 187)

Sehr gut gefallen hat mir beispielsweise die von Bischof zitierten Wirkprinzipien einer pathogenetisch orientierten Therapie (Kunstheilung) und einer hygiogenetisch orientierten Therapie (Selbstheilung) nach Hildebrand (1977): Die Kunstheilung hat die Ausschaltung von Symptomen zum Ziel, führt zu einer Lenkung oder Korrektur und strebt (sofern nötig) einen Ersatz von geschwächten und ausgefallenen Körperfunktionen oder gar Organen an. Der behandelte Organismus bleibt dabei passiv. Die Selbstheilung hingegen strebt durch Schonung eine Erholung an, versucht durch Anregung der Selbstordnung eine Normalisierung im Organismus herbeizuführen und will durch Training zu einer Kräftigung führen. Hier wird also der behandelte Organismus stark aktiviert. (S. 66/67)

Ich lernte auch, dass das Konzept der morphogenetischen Felder nicht ganz so neu ist: "In den frühen 20er Jahren wurde von Paul Weiss und Alexander Gurwitsch die Hypothese eines "biologischen Felds" oder morphogenetischen Feldes" als Instrument zum Verständnis von organischer Entwicklung, Regeneration und Morphogenese (Formbildung) sowie zur Aufstellung von Voraussagen für eine experimentelle Überprüfung in der Biologie eingeführt." (S. 197)

Als wichtige Basis für Gesundheit nennt Bischof auch die Maslow'sche Bedürfnispyramide: Grundbedürfnisse wie Physiologische Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, Zugehörigkeits- und Liebesbedürfnisse sowie Achtungsbedürfnisse werden als Basis der höheren Bedürfnisse (Kognitive, Ästhetische Bedürfnisse sowie Selbstverwirklichungsbedürfnisse) gesehen.

Richtig erfrischend fand ich es, von Bischof zu lesen, dass drei heute weit verbreitete Annahmen über die ganzheitliche Richtung der Medizin ("Alternativmedizin", "Ganzheitsmedizin", "Biologische Medizin") korrigiert werden müssen: "nämlich erstens, dass sie etwas Neues sei, zweitens, dass sie eine Aussenseitermedizin sei, und drittens, dass sie eine reine Erfahrungsheilkunde ohne wissenschaftliche Begründung sei. Sie steht in der im Lauf der Jahrhunderte immer wieder erneuerten Tradition der hippokratischen Medizin, die auch im 19. Jahrhundert nicht völlig verschwunden ist, wenn sie auch mit dem Aufkommen der von den Ergebnissen der experimentellen Laboratoriumswissenschaft bestimmten "wissenschaftlichen Medizin" von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an immer mehr zurückgedrängt wurde." (S. 180)

Laut Bischof steht in der modernen Biomedizin im Mittelpunkt der Therapie die Aktivierung der Selbstregulation (des "inneren Arztes" des Organismus), was ganz in hippokratischer Tradition ist. Bischof zeigt aber auch die Stärken der Schulmedizin: "Da, wo das Unspezifische an seine Grenzen stösst, weil die Selbstheilungsfähigkeit des Organismus zur Bewältigung der Störung aus eigener Kraft zu schwach ist, muss die spezifische Notfallmedizin eingreifen; hier hat sie ihre unbestrittene Stärke." (S. 182)

"Nicht nur die Natur der pathogenen Einflüsse bestimmt Art und Verlauf der Erkrankung, sondern die individuelle Reaktionweise oder typische Regulationsform (Konstitution) der einzelnen Person, die durch teils vererbte, teils erworbene, teils feststehende, teils beeinflussbare Krankheitsneigungen (Disposition, Diathesen) gekennzeichnet ist". (S. 182)

Ein Video mit einem Vortrag Bischofs über das Konzept der Salutogenese ist hier abrufbar: