Freitag, 15. März 2013

Blick in die Ewigkeit

Der Neurochirurg Eben Alexander fällt aufgrund einer einer extrem seltenen Meningitis (durch E.Coli) völlig unerwartet ins Koma. Seine Gehirnfunktion fällt nachweislich für 7 Tage aus. Dennoch überlebt er und weiss nach seinem Erwachen noch sehr deutlich, was er im Koma "erlebt" hat. Im Bestseller "Blick in die Ewigkeit" erzählt er von seiner Erfahrung.

Blick in die Ewigkeit
Das Buch habe ich in einem Zug durchgelesen und es hat mich tief berührt. Alexander beschreibt sehr ehrlich seinen Wandel vom skeptischen Neurowissenschaftler zum spirituellen Menschen. Er beschreibt, wie sehr die gemachte Erfahrung sein gesamtes Weltbild auf den Kopf gestellt hat: "Ich war wild entschlossen und naiv genug, diese Erfahrungen mit anderen zu teilen, besonders mit meinen Arztkollegen. Immerhin änderte das, was ich erlebt hatte, meine lang gehegten Überzeugungen davon, was das Gehirn und das Bewusstsein sind, und sogar, was das Leben bedeutet - und was nicht." (S. 170)

Vor seiner Nahtoderfahrung war Alexander davon überzeugt, dass Bewusstsein nicht losgelöst vom Gehirn existiert. Doch er selber machte während seines Kommas sehr bewusste Erfahrungen - völlig ohne die dazu nötigen Hirnstrukturen, welche zu dieser Zeit nachweislich nicht vorhanden waren. Dies bringt ihn zu folgendem Schluss: "Das Bewusstsein ist nicht nur alles andere als ein unwichtiges Nebenprodukt körperlicher Prozesse, wie ich vor meinem Erlebnis gedacht hatte, es ist auch sehr real, und zwar sehr viel realer als der Rest der physischen Existenz und höchstwahrscheinlich die Basis von allem. Aber keine dieser Einsichten wird wirklich in das Bild der Wissenschaft von der Realität integriert." (S. 202/203)

Auf S. 205 bringt er die Problematik sehr gut auf den Punkt: "Die Vorherrschaft der ausschliesslich auf dem physischen Bereich basierenden wissenschaftlichen Methoden während der letzten vierhundert Jahren stellt ein grosses Problem für uns dar. Wir haben den Kontakt zu dem tiefen Mysterium im Zentrum unserer Existenz verloren: unserem Bewusstsein. Es war (unter verschiedenen Namen und in Form von verschiedenen Weltbildern zum Ausdruck gebracht) in den vormodernen Religionen wohlbekannt und wurde von ihnen gehütet, ist jedoch in unserer säkularen westlichen Kultur in dem Masse verlorengegangen, in dem wir uns von der Macht der modernen Wissenschaft und Technik haben fesseln lassen."

Für Eben Alexander ist es seit seiner gemachten Erfahrung völlig klar, dass es ein Bewusstsein ausserhalb der materiellen Strukturen gibt. Er ist überzeugt, dass er während seines Komas in diesem Bewusstsein war und hat eine sehr lebhafte Erinnerung an die dort gemachten Erfahrungen und Erkenntnisse. Ich glaube, dass gewisse Forscher sogar schon recht nahe an dieses Bewusstsein herangekommen sind (z.B. die Konzepte der morphogenetischen Felder, des Informations- oder Quantenfeldes, des X-Signalsystems usw.).

Alexanders Buch zeigt mir aber auch, dass selbst er als Neurologe und vormaliger Skeptiker seine Kollegen nicht davon überzeugen kann. Vielleicht gibt es auch ein Wissen, dass wir nur erfahren können, weil es einfach zu unfassbar ist, um es mit dem Intellekt oder gar technischen Apparaten zu quantifizieren.

Alexanders Buch finde ich deshalb so gut, weil er als Wissenschaftler eine wissenschaftliche Abhandlung über seine eigenen Erfahrungen schreibt. So kann man sich im Anhang A in einer Stellungsnahme des Spezialisten für Infektionskrankheiten Scott Wade davon überzeugen, wie selten Alexanders Erkrankung und wie kritisch sein Zustand war. In Anhang B führt Alexander selber neurowissenschaftliche Hypothesen an, die er herangezogen hat, um seine Erfahrungen zu erklären. "Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Sie alle konnten nicht erklären, wie es zu der reichen, stabilen und vielschichtigen Interaktivität meiner Erfahrung [...] gekommen ist. " (S. 251)

Im Buch findet man auch einen Hinweis auf die von Alexander und seinem Kollegen John R. Audette gegründete Organisation "Eternea"(http://www.eternea.org/index.htm), die es sich zum Ziel gemacht hat, "Forschung, Bildung und anwendungsorientierte Programme im Bereich des Bewusstseins und der interaktiven Beziehung zwischen Bewusstsein und physikalischer Realität (etwa Materie und Energie) voranzutreiben." (S. 231)