Samstag, 18. Juni 2011

Selbstgesteuerte Neuroplastizität

Jeffery M. Schwartz ist Professor für Psychiatrie an der University of California in Los Angeles und hat mehrere Bücher über die Hirnforschung verfasst. Er hat ein hochinteressantes Interview gegeben, welches mir Vieles erklärt. Das ganze Interview kann man nachlesen auf: Visionsmedia

Schwartz prägte den Begriff der "selbstgesteuerten Neuroplastizität". Neuroplastizität bedeutet, dass Umweltfaktoren das Funktionieren des Gehirns beeinflussen. Diese Tatsache ist in mehreren neurophysiologischen und verhaltensbiologischen Studien mit Tieren sehr gut belegt. Schwartz und andere Forscher postulieren nun, dass der Mensch lernen könne, die Reaktionsweise des Gehirns zu verändern, indem er seine Aufmerksamkeit anders ausrichte.

Mir leuchtet das unmittelbar ein: Dies ist doch genau der Mechanismus all der "positive thinking"-Techniken, all der positiven Affirmationen und dieser Mechanismus deckt sich bestens mit dem Gesetz der Resonanz. Für mich ist dies der wissenschaftliche Beweis der Wirksamkeit des Resonanzgesetzes auf mentaler Ebene. Schwartz dazu: "Wie man also über seine Situation denkt, wie man reagiert und die Mühe, die man sich gibt, seine Aufmerksamkeit aufgrund von Wissen anders zu steuern, führt buchstäblich dazu, dass das Gehirn neu verdrahtet wird."
Weiter äussert sich Schwartz auch zu unserer Realität: "Der gemeinsame Nenner aller Realität, die wir erleben, ist letztlich die Ausrichtung unserer Aufmerksamkeit. Wir wählen aus, auf welchen Teil unserer Erfahrung wir uns konzentrieren. Wir entscheiden, welche Teile uns packen und kontrollieren, ob zum Beispiel Gier oder Böswilligkeit uns dominieren, oder ob wir sie loslassen und uns auf ein konstruktives, gemeinschaftliches Handeln konzentrieren."

Schwartz ist Neurowissenschafter, doch seine Sichtweise der heutigen Wissenschaft finde ich äusserst beeindruckend: Er führt an, dass die Wissenschaft seit rund 125 Jahren mit dem "Kult des Materialismus verstrickt" sei. Er sagt weiter, die Menschen hätten heute ihre Verbindung zum inneren Wissen verloren. Schwartz selber hat Mühe mit diesem "materialistischen Kult", der den Menschen suggeriere, sie seien nichts anderes als Tiere und müssten deshalb ihren körperlichen Bedürfnissen nachjagen. Er sagt so treffend:
 Deshalb müssen wir diese materialistische Epoche hinter uns lassen, denn sie hat keine Grundlage außer dem Ego, und das Ego ist einfach nicht genug, um ein glückliches, erfülltes Leben zu führen.
Als Biologin treffen mich natürlich diese Aussagen: Der Darwinismus und die Biosystematik implizieren wirklich, dass wir auch einfach Säugetiere sind - und uns folglich nicht gross von anderen Tieren unterscheiden. Immerhin anerkennen auch alle Biologen, dass das "Bewusstsein" und unsere Fähigkeit zur "Abstraktion" uns von den Tieren unterscheide (dies ist zB. ein wichtiger Punkt in der Frage, ab wann man in der Evolution der Hominiden wirklich von "Menschenähnlichen" sprechen soll). Doch ich glaube, es wäre auch für alle Biologen ganz wichtig einzusehen, dass dieses "Bewusstsein" stärker ist als allfällige animalische Triebe, dass wir also nicht Opfer dieser "tierischen" Komponenten sind und es zu einfach ist, alles mit unserer "Natur" erklären und entschuldigen zu wollen.

In der Sonderausgabe von Vision wird weiter grob erklärt, wie Schwartz Methode funktioniert:


"Variationen der auf Bewusstheit aufbauenden kognitiven Therapie, die Jeffrey Schwartz als das Vier Schritte-Programm bezeichnet, werden mit Erfolg von Therapeuten zur Behandlung einer Vielfalt von Störungen eingesetzt, darunter zwanghafte Verhaltensstörungen (OCD), Esssucht, Spielsucht, Sexsucht und andere. Im Wesentlichen soll mit dem Programm die Art verändert werden, in der Menschen über ihre Gedanken denken. Es lehnt die materialistische Prämisse ab, dass „Menschen im Wesentlichen nichts anderes seien als Computer aus Fleisch, die das Verhalten ausspucken, das eine unabänderliche neurogenetische rogrammierung vorgibt“, schreibt Schwartz. Wie funktioniert es also?
Der erste Schritt ist das Neu-Benennen des Problems. Erkennen Sie aufdringliche, unerwünschte Gedanken oder Impulse als das, was sie sind: falsche Signale und nicht gültige Gedanken, mit denen Sie sich befassen oder auf die hin Sie handeln müssten.
Schritt zwei ist die Neu-Zuordnung der unerwünschten Gedanken zu einer fehlerhaften Hirnfunktion. Ihre Gedanken müssen nicht Sie sein, Sie sind kein passiver Beobachter.
Der dritte Schritt ist das aktive Neu-Einstellen der Aufmerksamkeit, fort von den falschen Gedanken und hin zu etwas Positivem oder Konstruktivem.
Schritt vier ist das Neu-Bewerten der problematischen Gedanken: Begreifen Sie, dass sie keinen eigenen Wert und keine eigene Macht haben. Wie einer von Schwartz’ Patienten es ausdrückte, sind solche Gedanken „Giftmüll aus meinem Gehirn“.
Das Programm besteht weitgehend aus persönlichen Entscheidungen und Anstrengungen – Begriffen, die der Materialismus ablehnt. Schwartz schreibt: „Die Lehren des Glaubens prangern seit langem die Gefahren des materialistischen Denkens an . . . . Die Wissenschaft des neuen Jahrtausends sagt uns, dass wir nicht nur Kinder der Materie sind – und auch nicht ihre Sklaven.“ "


Den ganzen Artikel in PDF-Format gibt's hier: Geist und Materie verschmelzen

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